Donnerstag, 3. März 2011

Rezension: Navegador

Mac Gerdts: NAVEGADOR für 2 bis 5 Personen, PD-Verlag 2010

Thema
VASCO DA GAMA brauchen wir nicht mehr, wir schaffen den Weg um das Kap der Guten Hoffnung bis nach Indien und Japan fast ganz allein, einen guten Navigator vorausgesetzt. Aber man muss nicht mal dort ankommen, um NAVEGADOR zu gewinnen. Siegpunkte kann man sich auch anders verdienen.

Optik
Ich spiele sehr gerne auf Landkarten, zumal auf schönen, wie dieser hier. Überhaupt ist die Grafik topp, auch wenn die Schachtelgestaltung gegenüber dem Plan doch etwas abfällt. Und die Optik ist deutlich besser als die von HAMBURGUM aus demselben Verlag, auch mit Landkarte.

Mechanik
Als Navigator muss man so manches im Blick haben. Auch Dinge, die so gar nichts mit Seefahrt zu tun haben. Kolonien bilden die wirtschaftliche Basis, zu viele braucht man nicht. Der Nachschub an Schiffen und Arbeitern ist durch Werften und Kirchen sicher zu stellen, zu viele braucht man nicht. Segeln muss man – in ferne und noch fernere Länder, doch längst nicht während der ganzen Partie. Segeln ist aufwendig und erfordert viel Logistik, denn ein Schiff geht immer verloren, wenn ein bis dahin unentdecktes Seegebiet befahren wird. Und die beiden Märkte sollte man besuchen, damit man Rohstoffe aus den Kolonien verkaufen kann und Faktoreien produzieren können. Zu viele Besuche braucht man nicht. Oder doch? Geld ist knapp, aber immer nur ein Mittel zum Zweck. All das spielt sich auf dem Mac Gerdt'schen Rondell ab, und wie gehabt stellen sich gewisse Wirtschaftszyklen ein.
NAVEGADOR ist komplex. Verzetteln sollte man sich bei all den Möglichkeiten auf gar keinen Fall. Von einer oder zwei Errungenschaften möglichst viele – Kirchen, Werften, Kolonien oder Entdeckungen – und dazu die maximale Anzahl passender Privilegien, die es gegen einen Arbeiter auf dem dem Rondell gibt. Privilegien und Errungenschaften werden miteinander multipliziert, sorgen so für viele Siegpunkte. Aufgepasst, falls jemand auf dieselbe Errungenschaft setzt und vorne weg auf dem Rondell zieht. Dasselbe dann einfach nachzumachen, lohnt sich meistens nicht mehr. Auf einem anderen Weg mehr Siegpunkte einzufahren, muss dann das Ziel sein.

Fazit
Die Hürden sind gar nicht mal so hoch, um tief ins Spiel einzusteigen. Bei wenigen Spielen fiebere ich ebenso mit wie bei NAVEGADOR. Jede Partie ist auf angenehme Weise stressig. Man kann so viel ausprobieren, mal nur auf Kolonien setzen, falls jemand bei den Faktoreien einsteigt. Mal nur auf Schiffbau setzen, um das Spiel schnell zu beenden, bevor die anderen ihre Wirtschaftskraft voll entfalten können – was ich mittlerweile bereits einmal geschafft habe. Und NAVEGADOR kann man durchaus schnell spielen, niemand muss lange grübeln und überlegen. In manchen Spielphasen geht es Schlag auf Schlag, dann weiß jeder, was zu tun ist. Das Spiel ist sehr eingängig, weil Thema und Mechanik stimmig zueinander passen.

Ranking
Natürlich ist man versucht, stets das neueste Werk eines Autors als sein bisher bestes zu bezeichnen, aber das würde nur das Ende … meines Gedächtnisses einläuten. Es gibt viele ältere gute Spiele vom selben Autor. NAVEGADOR reiht sich allerdings nahtlos in diese Reihe ein. Ich muss allerdings zugegeben: Für mich ist NAVEGADOR in diesem Jahrgang (2010/2011) jedenfalls ein Spitzenspiel. Ganz bestimmt für Vielspieler.

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