Freitag, 25. März 2011

Rezension: Heckmeck Barbecue

Reiner Knizia: HECKMECK BARBECUE für 2 bis 5 Personen, Zoch 2010

Nah dran

Es gibt HECKMECK AM BRATWURMECK und es gibt andere Würfelspiele. Viele andere Würfelspiele, manche knackig kurz, manche lang, manche – Sie kennen doch das Adjektiv mit dem doppelten O?! Und wo steht da bitte auf dieser Skala das rote BARBECUE? Natürlich ganz nah am immer noch aktuellen Vorgänger, das ist doch logisch. Das neue Spiel klebt richtiggehend daran, denn es bleibt fast alles beim Alten. Fast?

Es gibt jetzt ein Brett – den Grill. Der passt – trickreich gefalten – als Raumteiler in die hohe Schachtel. Und wofür braucht man den sonst? Natürlich zur Ablage der Teller, denn wer immer ein Resultat vom Grill würfelt, belegt den Platz mit seinem Teller. Macht man doch zu Hause auch. Dann bleibt der Teller solange auf dem Grill, bis er platzt. Bei HECKMECK BARBECUE solange, bis ein anderer dieselbe Zahl würfelt. Dann tauscht man die Teller und auch die gewonnenen Würmer. Vorsicht heiß! Topflappen nicht vergessen. Man kann auf dem Grill auch zwei eigene Teller auf derselben Stelle positionieren, das hat drei Vorteile: Der untere Teller kann Wärme nach oben ableiten, der obere Teller wird nicht mehr ganz so heiß, und der Grillplatz ist auf alle Ewigkeit gesichert. Hier kann niemand mehr Würmer stehlen.

Überhaupt die Würmer. Die machen mich kirre, denn die liegen nie still, rollen von rechts nach links. Immer wieder muss ich die zusammenschieben und schon rollen sie wieder. Gut, ich weiß, dass sie wegen ihrer Kegelform eigentlich nicht vom Tisch rollen können. Diese Form hat jetzt nix mit Bowling oder Kegeln zu tun, bitte stellen Sie sich den Wurm rein mathematisch als geriffelten Kegel mit runden Ecken vor. Eigentlich kann da nix passieren, aber still liegen will so ein Wurm auch nicht. Also bin ich immer in Hab-Acht-Stellung, falls doch einer mal unter den Tisch ausbüxen will. Ja, ja, ich weiß ja, kann er gar nicht. Aber was, wenn doch?
Und dann gibt’s da noch die 23 – die kleinste Zahl auf dem Grill. Statt sich wie üblich mit nur einem Wurm dafür abspeisen zu lassen, gibt’s stattdessen gleich drei Würmer. Ab der 31 gibt’s die auch, aber würfelt man je so hoch? Die Folge: Große Prügelei um die kleinste Zahl.

Und dann gibt’s da noch die braunen statt weißen Würfel. Statt der fünf ist jetzt sogar eine sechs drauf. Sonst ist alles beim Alten, sogar der Wurm zählt weiterhin fünf. Die Folge: Es gibt größere Zahlen … aber nur in ihren Träumen, denn der Sprung von Fünf zu Sechs ist so marginal, dass er im realen Spiel keine Rolle spielt. Außer vielleicht beim Errechnen, was überhaupt möglich ist, wenn ich diese oder jene Zahlen beiseite lege. Die Sechs ist aber schöner fürs Gefühl, die Sechs hat seit SECHS-ÄRGERE-DICH-NICHT eine besondere Bedeutung. Mehr aber auch nicht.

Und dann gibt’s da noch die Entenkacke. Nee, ist gar keine, ist ja eine Bratwurmschnecke. Die Schnecke kommt immer dann aufs höchste Grillfeld, wenn sich jemand kaputt würfelt, also kein verwertbares Resultat schafft. Besetzt man das Feld mit Grillschnecke oder würfelt man mehr als 36 Punkte, dann gibt’s die Schnecke. Macht drei Punkte. Für 'nen Wurm gibt’s nur einen. Wenn alle Schnecken weg sind oder auf dem Grill liegen, ist Schluss.

Und wenn dann Schluss ist, fragt man sich: Wo ist der Unterschied? Ich meine den wirklich wichtigen Unterschied? Das andere Feeling? Jetzt hat erstmal der liebe Kritiker in mir seinen Auftritt: Wenn man HECKMECK AM BRATWURMECK noch nicht besitzt, dann kann man sich auch HECKMECK BARBECUE kaufen. Aber in mir meldet sich sofort der Realist zu Wort: Eigentlich gibt es keinen gut sortierten Spielerhaushalt ohne HECKMECK AM BRATWURMECK. Warum also HECKMECK BARBECUE? Der Pedant in mir kennt die Antwort: Wegen der Farbe der Würfel, denn braune Würfel werden zwar auch dreckig, man sieht es nur nicht mehr so. Leider bei Kunstlicht Würmer und Augen auch nicht wirklich.

Wolfgang Friebe

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