Freitag, 15. Mai 1998

+ Bedlam

Das Chaos variiert

Wenn Sie schon über den Kanal setzen, könnten Sie auch gleich nach BEDLAM suchen. BEDLAM ist eher eine Abwandlung von PIT, bereitet aber mindestens genausoviel Spaß. Zum Spielen braucht's aber wesentlich mehr Material ‑ was auch in guter Qualität in der großen Schachtel vorhanden ist. Die Vorbereitung fällt gegenüber PIT aus dem Rahmen. Statt für jeden Mitspieler einen Kartensatz mit denselben Symbolen, kommen soviele Karten aus den acht Sätzen ins Spiel wie Teilnehmer dabei sind. Bei vier Spielern vier Doppeldecker, vier Telefone, usw. Auch die beiden Sonderkarten hat's erwischt, sie sind sind ganz unter den Tisch gefallen. Bevor das wilde Tauschen in PIT‑Manier beginnt, noch eine Erleichterung: Beim Tauschen muß nur noch die Kartenanzahl übereinstimmen, ob Sie nun zwei Hochräder und eine Palme weitergeben oder doch drei Kerzen, ist völlig schnurz. Natürlich läßt sich BEDLAM auch mit der PIT‑Regel spielen, daß nur gleiche Karten getauscht werden dürfen. In unseren Runden haben wir die PIT‑Regel bevorzugt.

Wenn's beim Handeln auch eine Erleichterung gibt, so einfach ist ein Durchgang BEDLAM nicht zu gewinnen. Ihre Aufgabe ist nämlich in jeder Runde fest vorgegeben, ein Wechsel zu einem anderen Kartenset ist nicht möglich. Sie müssen Karten mit dem vorgegebenen Symbol sammeln, das für jeden Spieler meistens ein anderes ist. Welches das ist, verrät Ihnen der Spielplan. Genauer das Feld, auf dem Ihr Pöppel gerade steht. Ihre Aufgabe ist es dann, möglichst fünf gleiche Symbole, meinetwegen Clowns, zu ertauschen. Sie haben aber immer acht Karten auf der Hand (entsprechend den acht verschiedenen Sets), bleiben also drei übrig. Sollte es Ihnen gelingen, daraus einen x‑beliebigen Drilling zu machen, sind Sie fein raus. Für den erfüllten Fünfling gehen Sie fünf Felder vor, für den Drilling darf Ihr Pöppel entweder zusätzlich zwei Felder vor, oder aber ein anderer Pöppel muß um genau zwei Felder retour. BEDLAM wäre kein Tollhaus, wenn Ihnen nicht das Zeitlimit im Nacken säße. Nur 30 Sekunden bleiben Ihnen, die Karten zusammenzubekommen. ... und wenn Sie bis dahin nur eine, zwei oder drei des vorgegebenen Symbols eintauschen konnten, trotzdem aber schon einen anderen Drilling auf der Hand haben, muß Ihr Pöppel zwei Felder zurück. Vorsichtige Naturen versuchen oft erst gar nicht, den zusätzlichen Drilling zusammenzubekommen. Schließlich geht es dann immer soviele Felder vorwärts, wie Sie Karten vom vorgegebenen Symbol ergattern konnten, manchmal eben nur zwei Felder. Ist der Sand durch die Uhr gelaufen, wird die Kartenhand ausgewertet. Alle Pöppel stehen in ihrer Laufbahn auf einem neuen Feld. Die Vorgaben für die nächste Runde stehen fest, sammeln Sie jetzt Pantoffeln. Möglicherweise haben in der neuen Runde sogar zwei Spieler dasselbe Symbol. Dann wird's besonders hektisch.

Normalerweise wird die nächste Runde immer mit den Karten aus der Vorrunde weitergespielt. Wir aber haben statt mit den alten Karten weiterzuspielen, neu gegeben. Die Ausgangschancen sind nach dem Mischen einfach gleichmäßiger verteilt, außerdem entfällt der Tausch fünf gleicher Karten. Erreicht Ihre Figur endlich nach 13 Feldern das andere Ende des Spielplans, wird der Pöppel mit einer Scheibe gekrönt. Das Rennen geht nochmal über 13 Felder zurück zum Start. Bei dem ganzen Gewiggel auf dem Spieltisch muß man nicht nur auf seine Karten achten, sondern auch noch darauf, daß die Pöppel nicht vom Plan gekegelt werden. Aber das sollte wohl zu schaffen sein ...

Wolfgang Friebe

BEDLAM für 4‑8 Personen, Drumond Park Ltd, 1995, GB

Zuerst veröffentlicht in der Fairplay