Dienstag, 22. Januar 2019

Rezension: Tribes von Kosmos

Rustan Hakansson: TRIBES für 2-4 Personen mit Illustration von Claus Stephan bei Kosmos 2018, copyright Tea Time Productions 2017, angegebene Spieldauer 45 Minuten


Mir hat's gefallen. Meinen Mitspielern auch? Puh, deren Bewertung kam eher verhalten rüber. Man könne ja nix machen, wenn man nur die falschen Landschaften aus dem Sack zieht. Der eigene Stamm hat's immer am schwersten, wird vom Schicksal gebeutelt und von den fehlenden Muscheln in elende Zwänge getrieben. Tja, das kann, muss aber nicht zwangsläufig passieren. Natürlich ist eine gute Portion Glück im Spiel, mal läuft es gut, mal gegen einen oder alle.

Was ich auf jeden Fall immer mache: Ich analysiere die Auslage der Errungenschaftstafeln in den vier Technologiebäumen, denn die bringen das Gros der Siegpunkte. Außerdem kann ich je nach Spielerreihenfolge und an meinen drei Startlandschaften abschätzen, wo und wer mir in die Quere kommen und wie ich das umgehen kann … oder auch nicht.

TRIBES ist für mich ein ungemein geschliffenes Spiel, alles passt schon prima zusammen. Wenden wir uns der Evolution der Stämme zu, die sich über Aktionen ausbreiten, vermehren oder Technologien erringen, die wiederum die Bewegungs-, Vermehrungs- und Erkundungsmöglichkeiten vergrößern. Vergesst niemals die Stärke, also Keulen! Die sind wichtig, um der Unbill des Spiels zu entgehen. Sollte man Neulingen schon verraten. Natürlich sind Errungenschaften mit Keulen heiß begehrt. Um Schnelligkeit geht’s auch: Wer Errungenschaften schneller erreicht, bekommt mehr Punkte.


Aber wir sind noch nicht am Kern des Spiels: Aktionstafeln steuern, wann wir was machen können. Aufgereiht liegen sie passgenau am oberen Spielfeldrand. Die erste Tafel zu nehmen und hinten in der Schlange wieder anzulegen, kostet keine Muschel. Für übersprungene Tafeln ist hingegen jeweils eine Muschel fällig. Wir starten mit nur fünf Muscheln, da muss man gut haushalten. Das läuft manchmal exzellent oder hart gegen einen. Nehme ich später eine Tafel mit Muscheln, sind das meine. Wer keine hat, muss zwangsläufig die erste Tafel wählen. Das ist manchmal übel, ganz übel ...

In die Reihe der Aktionstafeln schleichen sich allmählich Ereignisse ein, und sie rutschen Zug um Zug an die Spitze der Aktionstafeln. Es gibt eher positive, aber auch finstere Ereignisse, die jeder gerne überspringt, der z.B. nicht der Stärkste ist.

Die Aktionstafeln mit Ereignissen ist quasi die nächste Evolutionsstufe der McGerdtschen Rondelle à la ANTIKE, HAMBURGUM oder NAVEGADOR. Gerade die Reihenfolge aus Aktionen und absehbaren und kalkulierbaren Ereignissen sorgt für den gewissen Pepp in TRIBES.

Aber was soll ich machen, wenn ich die passenden Landschaftsplättchen für die Errungenschaften nicht aus dem Beutel ziehe? Wir müssen Landschaftsplättchen erschöpfen. Damit verbraucht sich zwar ein Landschaftsplättchen für den Rest des Spiels und wird umgedreht, dafür darf man es als beliebige Landschaft für die nächste Errungenschaft einsetzen. Das klappt in der zweiten und dritten Stufe der Errungenschaft aber nur dann, wenn man ein gefordertes Landschaftsfeld vorweisen kann. Da liegt der Hase im Pfeffer … Glück oder Pech.


Trotzdem führen viele Wege zum Sieg. Muscheln helfen immer, sich damit blank zu spielen, führt oft in den Abgrund. Lieber horten, denn im Endspiel kann ich das Spielende forcieren, um das letzte Ereignisplättchen fürs Spielende auslösen. Das Ende muss jeder im Blick haben … Nur eines muss klar sein: TRIBES ist eher abstrakt, nur die Schachtel schafft die Atmosphäre. Ein echt gutes Euro Game eben.

Wertung: 4 geht gut

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