Uwe Rosenberg: ORA ET LABORA für 2 bis 4 Spieler bei Lookout 2011, Grafik von Klemens Franz
Wir arbeiten und wirtschaften als Mönche in Irland. Wir trinken schließlich Bier und Whisk(e)y lieber als Wein. Und Beten geht in Irland bestimmt auch besser. Unsere Klostersiedlungen wachsen unterschiedlich schnell, drei in die „Höhe,“ nur eine in die „Breite,“ also ans Meer und ins Gebirge. Und es wird optimiert, jedenfalls versucht jeder lukrative Produktions- bzw. Punktemachketten aufzubauen.
Zwischendurch erkunden wir auch die Siedlungen der Mitspieler. Gegen Bezahlung kann man auch anderer Leute Produktionsstätten und Gebäude nutzen. Nutzen wir aber nicht wirklich intensiv, schließlich benötigt unsere eigene Wirtschaft volle Aufmerksamkeit. Außerdem sind unsere Hälse zu kurz.
Ersteinschätzung: Die Meinungen gehen doch auseinander. ORA ET LABORA ist zu aufwendig, zu komplex, zu unübersichtlich, zu langwierig und überhaupt zu anstrengend. Dagegen steht: Toll! Ein echter Leckerbissen wie AGRICOLA oder LE HAVRE. Und genau da liegt für mich der Hase im Pfeffer. ORA ET LABORA ist gut, aber doch nur ein Aufguss eines bestimmten Spielgefühls; stets gut komponiert und immer mit vielen Countern, Berge von Countern. Apropos Counter: Jede Sorte bekommt bei uns eine eigene Tasse, Sorten mit hoher Anzahl sogar die extra breiten Teetassen. Für mich ist ORA ET LABORA wieder eines dieser Rosenbergschen Mikromanagementspiele. Kennt man eines, kennt man irgendwie alle.
Gewinner: Man kann Fehler machen. Das glaube ich gerne, aber ORA ET LABORA lässt sich auch prima aus dem Bauch spielen. Ich habe sowieso das Gefühl, dass mir alles in den Schoß fällt. Arbeiten und Beten fluppen bei mir ausgezeichnet, wobei es doch mehr Arbeiten als Beten ist. Ich gewinne knapp mit 146 zu 140, 138 und 117 Punkten. Und das auch nur, weil ich einen entscheidenden Tipp bekam. In einem von Toms Gebäuden kann ich aus ein paar wenigen satte 30 Punkte machen. Sowas darf sich niemand entgehen lassen. Selbst gesehen hätte ich diese Möglichkeit wohl nicht … zu unübersichtlich das Gefüge, zu anstrengend das Kopfrecken und zu unmöglich sich alle Optionen zu merken. Jedenfalls in der ersten Partie.
Von einem Kumpel habe ich übrigens erfahren, dass er sich weigert, mit erfahrenen Mönchen zu spielen. Die haben die Gebäudeoptionen so gut drauf, dass er auch mit viel Beten nicht gegen diese Arbeiter anstinken kann. Erfahrene Spieler - so sein Fazit - haben den ultimativen Vorteil gegen jeden Frischling. Gut, dass keiner der Montagsspieler es jemals soweit bringen wird. Wäre ja noch schöner, wenn wir ab sofort nur noch ORA ET LABORA spielten.
Mittelmäßigkeit: Natürlich nicht, eigentlich aber schon, wenn man die großformatigen Spiele des Duos Rosenberg/Lookout kennt. Alle dasselbe kunstvolle Mikromanagement mit Bergen von Countern.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Vielen Dank für Ihren Kommentar.
Nur noch einen (kurzen, längeren, langen) Augenblick, dann schalte ich Ihren Kommentar (bestimmt, vielleicht, nie) frei.
Gänzlich anonyme Kommentare veröffentliche ich nicht.