Donnerstag, 31. Oktober 2013

Das Ende allen Spielestreichelns

Wer packt nicht gerne ein neues Spiel aus? Früher hatte ich beim Öffnen der Schacheln eine Marotte, die ich mir bei einem Verlagsmenschen abgeschaut hatte. Ist schon Jahre her, da hat der Mann von Silver Bear während der Essener Spieletage die Folie auf der Rückseite der Schachtel an drei Seiten mit dem Messer aufgetrennt, den Deckel samt Folie abgehoben und die herabhängende Folie in den Deckel eingeschlagen. Nur so bliebe das Spiel geschützt, und nur so könne er das Ansichtsexemplar noch verkaufen. Wer's glaubt?! Die Spiele von Silver Bear entpuppten sich später als Ladenhüter, und den Mann habe ich dann noch Jahr für Jahr in Essen wieder gesehen – mit 'nem Glücksrad.
Aber für mich, damals noch voll brennender Leidenschaft, eine ideale Idee. Ich wollte schließlich die Jungfräulichkeit, den Geruch des neuen Spiels, die Makellosigkeit der Karten längstmöglich erhalten. Zutiefst hat es mich dann immer getroffen, wenn einer meiner Mitspieler nachlässig mit meinen - MEINEN! - Spielen umgegangen ist. Was habe ich gelitten, als Regeln unachtsam total zerfleddert wurden, die Seiten nach Gutdünken, wie bei einer Illustrierten umgeknickt wurden. Was habe ich mich über Norbert geärgert, der erst Erdnüsse aus der holen Hand gefre... gegessen und dann die Karten von TOP SECRET in die Hand genommen hat. Bei TOP SECRET hat ja jeder seinen eigenen Kartenstapel ... und noch heute, nach fast 30 Jahren ist Norberts Kartensatz genau zu erkennen.
Ich habe sogar zeitweilig angefangen, Karten in Hüllen zu packen, alles in Ziptüten zu verpacken, labberige Schachteln von innen zu verstärken und die Spiele vor Sonnenlicht zu schützen. Ja, ich wollte, dass sich meine Spiele gut behandelt wissen. Alle Spiele ...
Aber warum soll ich auch mittelmäßige Spiele so behandeln? Oder Spiele, die ich tatsächlich so oft spiele, dass sie doch irgendwann sowieso abgenudelt und deswegen längst mehrfach vorhanden sind. Weg mit dieser Spieler-Spießigkeit! Da könnte ich ja auch gleich weiße Glaceehandschuhe an meine Mitspieler ausgeben. Wollen wir wirklich, dass uns Außenstehende für verschroben oder leicht plemplem halten? Außerdem: Lohnt der ganze Aufwand überhaupt? Wie oft spielen Sie ein Spiel? Und wie lange ist die Halbwertszeit eines Spiels noch? Ein Jahr ... drei, vier Partien ... dann sitzen Sie doch schon mit dem nächsten Tisch am Spiel. Haben es beim Auspöppeln wieder liebevoll gestreichelt, es liebkost und sorgfältig behandelt und das letzte Spiel längst in Ihrem Spielekolumbarium aufgebahrt. Aber dann haben Sie doch wenigstens alle Gummis von den Karten genommen. Die könnten eintrocknen ... wäre verdammt unschön.

Donnerstag, 24. Oktober 2013

+ Village Inn von eggertspiele

Inka und Markus Brand: VILLAGE INN – DIE ERSTE ERWEITERUNG für 2 bis 5 Personen mit Illustrationen von Dennis Lohausen bei eggertspiele 2013 im Vertrieb von Pegasus Spiele

Im Dorf ist jetzt mehr Leben. Erstens gibt’s jetzt eine Kneipe und zweitens einen neuen Wirtschaftszweig. Wo eine Kneipe steht, muss natürlich auch Bier fließen. Die Brauerei ist ein normaler Handwerksbetrieb, bei dem man eine Figur in die Lehre schicken kann. Für drei Zeiteinheiten oder sofort für drei Kornsäcke gibt’s zwei Bierfässer. Und das Bier kann man auf dem Markt verkaufen, bringt allerdings nur zwei Punkte. Besser man spendiert es einem der drei Besucher in der Kneipe. Es kostet - wie in VILLAGE üblich - auch Zeit, damit einer der Besucher seine Gunst gewährt. Laut Regel kauft man die Person, die einem dann gefügig ist. Will heißen, man nimmt sie auf die Hand, spielt sie aus, wenn's günstig ist oder behält sie für die Schlusswertung auf der Hand.

Dienstag, 22. Oktober 2013

Das 227. Montagsspielen (13/2013) am 07.10.2013 nur mit Village Inn


Haben wir's noch drauf? VILLAGE liegt ja schon eine gefühlte Ewigkeit zurück. Zum Glück hat's Tom noch drauf, kann uns VILLAGE kurz und knapp erklären, dass wir wieder den Einstieg finden. Ich kann mich noch gut an die Wichtigkeit des Marktes erinnern … und die der Chronik … des Reisens … der Kirche und des Rathauses. Noch was vergessen?!
Machen wir beim Montagsspielen eigentlich so was wie einen Pegasus-Marathon? Schon wieder eins aus diesem Verlag auf dem Tisch … und dieses Mal sogar eine Erweiterung. Das INN zu VILLAGE, klar dass jedes Dorf 'ne Kneipe braucht. Eigentlich spiele ich Erweiterungen gar nicht sooo gern. Nur Erweiterungen ganz bestimmter Spiele packe ich an. Ich könnte hier die üblichen Verdächtigen aufführen, die Spiele, die ich dann immer nenne: MEMOIR'44 ... Psst, verraten Sie mich nicht, ich hatte letztens sogar mit den Minis von CARCASSONNE viel Spaß. Na sagen wir mal mit fünf dieser sechs Minierweiterungen. Genaueres steht in Fairplay 105.
VILLAGE mit Wirtshaus und Brauerei spielt sich mindestens so gut wie VILLAGE, setzt natürlich noch was obenauf. Das Material für den fünften Spieler brauchen wir heute nicht. Aber diese Bierwirtschaft macht's. Mit dem richtigen Wirtshausgast zur richtigen Zeit lässt sich einiges bewerkstelligen. Der Pater hat mir schon sehr geholfen. Komisch eigentlich, dass ich den im INN getroffen habe, aber in einem VILLAGE läuft man sich gerne über den Weg oder war es nur ein schöner Zufall.
Wir waren richtig lange im INN und haben nach zweieinhalb Stunden nichts anderes mehr geschafft.

Montag, 21. Oktober 2013

Dog or Donkey

Bitte mal genau hinschauen: Haben die Leute von Kosmos bei KASHGAR einen Hund mit 'nem Esel verwechselt?




Dienstag, 15. Oktober 2013

Rezension: Wunderland von Pegasus

Dirk Hillebrecht: WUNDERLAND für 2-4 Mitspieler mit Illustrationen von Jarek Nocon bei Pegasus 2013

Thema: Wir reisen .. und das Verkehrsmittel ist ganz und gar nicht egal. Wir reisen schließlich durchs MiniaturWunderland, jedenfalls durch eine relativ abstrakte Version davon. Und dort fährt man mit der Bahn.
Optik: Oha, das Miwula in Hamburgs Speicherstadt ist sowieso nicht zu toppen. Von der heimeligen, kuscheligen Atmosphäre der Modellbauwelt hat dieses Spiel nicht viel. Als wäre es den späten 80ern entsprungen … die Felder sind auf den Plan gestreut und nicht – wie heute üblich – optisch besser eingebunden. Beim MiniaturWunderland geht’s nur um die Optik, bei WUNDERLAND aber auch um die inneren Werte.

Donnerstag, 10. Oktober 2013

+ Milestones von eggertspiele

Stefan Dorra und Ralf zur Linde: MILESTONES für 2 bis 4 Personen mit Illustrationen von Klemenz Franzagricola bei eggertspiele 2012 im Vertrieb von Pegasus Spiele

Irgendwie schon ein Worker-Placement-Spiel, nur das nicht Arbeiter zu einzelnen Aktionen geschickt werden, sondern eine Figur zu Arbeitern oder Gebäuden. Und was macht die dort? Sie wissen es: Erst Rohstoffe einsammeln, die man dann a) im Handelshaus gegen andere Rohstoffe, Geld oder wieder Geld gegen zwei Arbeiter eintauschen, b) im Rathaus als Straßen incl. Meilenstein, als Marktplätze oder als Häuser auf dem Spielfeld errichten oder c) in der Mühle Korn gegen Säcke plus eine Münze eintauschen kann. Soweit klar, aber dann!
Statt fröhlich pfeifend seine Runden über das Tableau zu ziehen, folgt zwingend ein Stopp im Schloss. Und im Schloss, da wohnt der Abdecker, behauptet Astrid. Und abgedeckt wird immer einer der Arbeiter, die für knappes Geld gekauft wurden. Schande über den Schlossherrn, der nichts anderes ist als ein Raubritter, vor dem sich niemand schützen kann.

Dienstag, 8. Oktober 2013

Das 226. Montagsspielen (12/2013) am 30.09.2013 mit Wunderland, Milestones und Berdel Spezial

Da stehen noch immer ungespielte Spiele im Regal … von Pegasus. Warum eigentlich? Der Verlag hat sich doch über die Jahre echt gemausert und nicht nur mit Partnern etliche Highlights heraus gebracht. Heute kommen (endlich) WUNDERLAND und MILESTONES auf den Seziertisch der Montagsspieler. Was habe ich zu den Spielen schon alles aufgeschnappt!? Das eine schlecht, das andere Spiel gut … oder war es genau anders herum? Was ich jetzt schon verraten kann: Schön sind beide nicht. MILESTONES ist mir zu sehr AGRICOLA, optisch bleibt es flach und zu nüchtern.
Und bei WUNDERLAND stört mich ja mächtig dieser nassforsche Wandersmann auf dem Cover, der mich über den Haufen rennen will. Und der Plan vom Miniatur Wunderland, das Spielfeld, sieht aus, als wäre es den 80ern entsprungen. Aber was soll's?! Von Äußerlichkeiten haben wir uns noch nie wirklich blenden lassen. Weder Astrid noch Tom haben irgendwelche Vorbehalte gegen diese beiden Spiele. Also los ...
Und es gibt schon wieder etwas zu verkosten, denn über einen Arbeitskollegen bin ich an einen Münsterländer Schnaps gelangt. „Berdel Spezial“ wird von Gerbermann in Alverskirchen gebrannt, das ist nur einen Katzensprung von Münster enfernt. Sie kennen Alverskirchen nicht? Vielleicht aber wenigstens Everswinkel, zu dem das Dorf gehört? Auch nicht!? … da können Sie mal sehen, wie weit die Welt wirklich ist, was Sie bislang gar nicht kennen. Und im Münsterland gibt’s bestimmt noch mehr lokale Spezialitäten, nach denen ich noch suchen kann. Wie der Berdel Spezial schmeckt, steht wie immer im 

Mittwoch, 2. Oktober 2013

Rezension: Make 'n' Break Party von Ravenburger

Für Erna und ihren Otto

Wie viele Jahre ist MAKE 'N' BREAK an mir vorbeigezogen? Und das, obwohl das Spiel sowas wie ein Dauerseller im Ravensburger Programm ist. Tatsächlich, neben den anspruchsvollen Freakspielen verkaufen sich auch Spiele an ganz normale Menschen. Was habe ich einen einseitigen Blick auf Spiele für diese Zielgruppe. Zum Glück bin ich die letzten Jahre immer drei Sonntage im November unterwegs. Im Münsterland spiele ich dann höchst offiziell als Spielerklärer mit genau diesem Spielevolk. Und ein Mal hat mir eine Familie ganz begeistert MAKE 'N' BREAK erklärt, statt dass ich ihnen das Neuste vom Neuen nähergebracht habe. Ich lerne gerne etwas dazu, denn siehe, das Spiel war gut, denn das Volk ist ja nicht doof. MAKE 'N' BREAK hat genügend Spielreiz, braucht es da wirklich noch eine PARTY-Version?