Leo Colovini: DRACO für 2 bis 5 Personen bei
Schmidtspiele 2011
Vor vielen Jahren habe ich darüber geschrieben, dass alle Spiele des Herrn Knizia in gewisser Weise sehr ähnlich sind, immer dasselbe Spielgefühl bieten. Heute stimmt das ganz und gar nicht mehr, dafür läuft jetzt Leo Colovini in den immer gleichen Pfaden: Ich erkenne seine Handschrift. Nach CARTAGENA und ATLANTIS jetzt DRACO.
DRACO ist ein Wettrennen ohne eigene Figur. Als Drachenreiter legt man sich nicht fest, wechselt munter seinen Untersatz. Wichtig ist nur, dass man bei einer Wertung auf dem richtigen Drachen sitzt und mit ihm auf einem lukrativen Feld steht. Allerdings weiß man so gar nicht genau, was wohl als nächstes passiert. Wertung? Und falls ja, welche? Es scheint so taktisch zu sein, ist es aber gar nicht.
Bei einer kleinen Wertung (blaues Feld) muss der Drache auf einem Feld von 1 bis 3 stehen. Wer dann auf einer höheren Zahl steht, geht leer aus. Wird allerdings eine große Wertung (grüne Felder) ausgelöst, sollte mein Drache besser auf einem hohen Feld stehen. Maximal 8 Punkte sind dann drin. Geschickterweise zieht man einen fremden Drachen auf ein Wertungsfeld vorwärts, wenn man selbst auf einem lukrativen Feld steht. Oder man löst eine kleine Wertung aus, wenn die anderen nix bekommen. Oder man löst eine Wertung aus, wenn die anderen weniger als man selbst bekomme. Oder man löst eine Wertung aus, wenn punktschlechtere Spieler zwar mehr Punkte als man selbst bekommen, aber die ärgsten Konkurrenten weniger Punkte erhalten.
Ersteinschätzung: Ist DRACO interessant oder nur kompliziert? Der Wertungsmechanismus ist auf jeden Fall anders, so ungewöhnlich, dass nur die besten Schützen durchs Knie ins Hirn treffen. Und erst wer am Zug ist, kann das Ziel anvisieren. Also gibt’s Denkpausen, wie man seine Karten am besten einsetzt. Den grünen Drachen ein Feld oder den hellblauen Drachen vier Felder? Welche Auswirkungen hat das? Und wer macht bei einer Wertung wie viele Punkte? Zug für Zug immer dieselben Überlegungen. Das klingt alles eher negativ, wahrscheinlich nur, weil wir den Wertungsmechanismus nicht in den Griff bekommen, eben weil es so ungewöhnlich ist. Sind wir Ignoranten? Wollen wir wirklich nur Bekanntes und Vertrautes spielen? Noch dazu am liebsten im Mittelalter? Wir wären wahrscheinlich weniger ignorant, wenn es statt der mickrigen richtig tolle große Drachenfiguren geben würde. Die beigelegten Holz-Mini-Drachen fallen doch deutlich neben der ausgesprochen gelungenen Grafik ab. Da wäre mehr wirklich mehr gewesen. Ach ja, an der Punktenotation hätte man besser noch ein wenig geschraubt, denn die ist genauso kompliziert wie der Wertungsmechanismus. Beides bedingt sich wohl.
Gewinner: Ich hab’ das Spiel im Griff, führe auf der Punktleiste. Nur Gregor sitzt mir ständig im Nacken … bis zur Hälfte des Spiels. Dann schließen auch wieder Herbert und Michael zu uns auf, schanzen sich gegenseitig viele Punkte zu. Kooperation der Loser auf Kosten von Gregor und mir muss wohl sein. Und am Ende gehe ich doch noch unter, weil mein aktueller Drache auf einem zu kleinen Feld steht, bei Wertungen zu wenig Punkte macht. Eines weiß ich jetzt ganz genau: Am Ende muss mein Drachen auf einem hohen Feld stehen, sonst bleibt einem nur ein zweiter Platz. Ich glaube, Gregor gefällt DRACO am besten … obwohl der laut verkündete, dass er mit den 10 Farben der Drachen gut zurecht käme, dann aber doch hell- mit dunkelblau verwechselt. Hat er sich deshalb ein paar Punkte zuviel verdient?