Dienstag, 17. März 2020

Rezension: Subtext von Edition Spielwiese

Wolfgang Warsch: SUBTEXT für 4 bis 8 Spieler mit Illustrationen von Muti – Folio Art bei Edition Spielwiese 2019 im Vertrieb bei Pegasus, Spieldauer 20 bis 40 Minuten

Nichts sprechen, nichts aufschreiben!

Ich hab’s vor jeder Partie bekundet: SUBTEXT ist das beste Spiel von Wolfgang Warsch … obwohl seine anderen Spiele total abgefeiert werden. Ich bin erstaunt, kann das gar nicht verstehen. Aber gut, bei SUBTEXT darf gemalt werden. Und das finde ich per se gut. Stört mich auch gar nicht, dass die Zettel, die SUBTEXT beiliegen die Größe kleiner Post-it-Zettel haben, allerdings ohne Haftstreifen. Das ist doppelt gut, denn dann können wir die Rückseite auch benutzen. Muss man ja machen, denn es ist wirklich nur ein Blöckchen winziger Zettel dabei. Dass die so winzig sind, muss sein, denn sonst passten die Kunstwerke nicht neben das große Spielbrett für den Punktestand.

Los, wir fangen an. Ich bin „Geber“ und gebe die Karten. Moment, erst ziehe ich eine Karte vom Stapel. Da stehen vorn Begriffe drauf, die in der Schwierigkeit sie zu malen von I bis V ansteigen. Lass‘ uns mal klein mit römisch I anfangen. Bevor ich den Begriff male, ziehe ich der Anzahl meiner „Mitspieler minus 2“ entsprechend weitere Karten vom Stapel. Die Karten mische ich mit meiner und verteile alle Karten an meine Mitspieler.

Einer von denen hat jetzt meinen Begriff. Und wir beide müssen uns finden. Anhand unserer Kunstwerke, die wir alle jetzt auf die kleinen Zettelchen malen oder zeichnen. Impressionisten malen und technische Zeichner zeichnen. Möglichst so, dass ich und mein Mitspieler unsere Meisterwerke erkennen, ohne es dabei den anderen Zeichnern zu offensichtlich zu machen, dass wir zusammen gehören. Nur wenn wir uns überhaupt finden, bekommen wir Punkte.


Ist fertig gemalt, tippen wir. Ich als „Geber“ natürlich möglichst auf meinen Partner. Dann wird ausgewertet. Jetzt zum Mitschreiben, denn die Regel macht es unnötig kompliziert: Finden sich „Geber“ und sein Mitstreiter, bekommen sie beide je einen Punkt für jeden Fehltipp der anderen. Heißt auf Deutsch: Zu offensichtliches Zeichnen bringt keine Punkte, denn wenn alle Mitspieler uns als Pärchen erkennen, gibt es für uns gar keine Punkte. Anders herum: Jeder, der das Duo erkennt, bekommt einen Punkt. Obenauf gibt’s einen Punkt pro Fehltipp. Heißt auch auf Deutsch: Wenn alle richtig tippen, bekommen alle außer „Geber“ und Partner wenigstens einen lumpigen Punkt.

Glaubt man gar nicht, was die Wertung für Diskussionen auslösen kann. Punkte?! Versteh ich nicht. Wie bitte, häh, was?! Wie oft musste ich das erneut erklären, die Regel vorlesen. Hilft alles nix. Ich veruch’s dann mit einer Analogie: Ist doch fast wie DIXIT. Dann fällt der Groschen. Überhaupt ist SUBTEXT wie DIXIT, nur mit Malen. Können Sie zeichnen oder malen? Oder sind Ihnen die schönen Bilder bei DIXIT doch lieber? Bei SUBTEXT entstehen manchmal schöne Skizzen und auch Lacher. Das macht es tatsächlich zum besten Wolfgang Warsch Spiel. Für mich.

Ich frage mich noch nicht mal, warum das Spiel ausgerechnet SUBTEXT heißt. Niemand schreibt, niemand spricht. Allerdings unterliegen auch Bilder der Interpretation. Was sehe ich da? Bei SUBTEXT zeigt sich eben gut, wer im Kopf ähnliche Landkarten hat und wer mit wem besser oder schlechter harmonisiert. Und natürlich, wer Impressionist und wer technischer Zeichner ist. Am besten funktioniert SUBTEXT sicher unter Karikaturisten.

Was mir allerdings gar nicht gefällt, ist die unnötig kompliziert beschriebene Wertungsregel, dazu noch auf Vorder- und Rückseite eines Blattes verteilt. Und was gar nicht geht: Diese mickrige Anzahl winziger Zettelchen… Nach genau vier Partien waren die aufgebraucht. Gut, wir hatten anfangs versäumt, auch die Rückseiten zu bemalen. Außerdem haben wir SUBTEXT auch mit mehr als acht Spielern gespielt, das lässt den Vorrat an Zettelchen schneller schwinden. Wenn der Verlag schon so sparsam und vor allem kleinlich ist, bin ich es auch. Für Subtext gebe ich aber gerne eine 3-. Die Gründe für das Minus kennen Sie ja jetzt.

Diese Rezension erschien zuerst in Zuerst veröffentlicht in der Fairplay

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