Immer noch gut
Manche Spiele werden niemals alt, tauchen immer wieder aus der Versenkung auf. In diese Kategorie passt ACQUIRE, beständiger als dieses Spiel kann eigentlich kein anderes sein. Wie viele Ausgaben hat dieses Spiel schon erlebt? Hat es sich überlebt? Bei Schmidt hat dieses Spiel bisher seine opulenteste Neuauflage erlebt, allerdings auch nicht lange überlebt. Manchmal frage ich mich, wer eine so gute aber dennoch uralte Schote kaufen soll? Sind es die Sammler, die sich jede Auflage ins Regal stellen? Sind es Spieler, die sicher schon längst mit einer anderen Ausgabe spielen? Sind es die Otto-Normal-Spieler, die durch irgendeinen dummen Zufall die Güte dieses Spieles entdecken?
Ich kann die Schmidts schon verstehen, wenn sie einem alten Spiel eine neue Chance geben. Unsere Leser der ersten Stunde erinnern sich bestimmt an die QUADWRANGEL-Kritik, die erste und tatsächlich auch einzige Rezension unseres Herausgebers. In unserer zweiten Ausgabe steht auf Seite 11 zu lesen: "Gute Leistung von Hiron Games zu einem niedrigen Preis". Besonders hervorgehoben hat Rolf Schulte die Ausstattung: "Hinzu kommt die sehr schöne Aufmachung: eine kleine, schwarze Buchkassette, die wirklich edel aussieht." Wirklich klasse, dieser Golddruck. Sehr gefällig auch der automatische Auspackmechanismus. Einfach die Box auf den Kopf stellen, schon fällt einem die ganze Schose auf den Boden. Sowas nenne ich perfektes Produktdesign.
Wenn Sie schon immer dieses alte Schätzchen spielen wollten, kaufen Sie sich jetzt das Schmidtsche KNIFFEL DUELL. Soll's tatsächlich überall geben. Grundsätzlich hat sich wenig geändert. Nur der Name ist jetzt sprechender. KNIFFEL kennt nun wirklich jeder - pures Würfelglück wird verlangt. Die Ausstattung hat jetzt Schmidt-Niveau, statt schwarzer eine blaue Box, statt Golddruck nichts als Luft.
Es geht immer noch darum, drei von neun Läufer in die Gewinnzone zu bringen - oder dieses beim Gegner zu verhindern. Dreimal darf jeder der beiden Kontrahenten ein gutes Ergebnis würfeln. Am besten ist natürlich ein KNIFFEL; alle fünf Würfel zeigen dieselbe Augenzahl. Dann macht der Läufer sofort einen riesigen Satz in die Gewinnzone ... was es bei QUADWRANGLE so nicht gegeben hat. Ansonsten bewegen sich die Läufer immer so viele Felder in Richtung Gewinnzone, wie sie gleiche Augen zeigen. Zwillinge müssen es mindestens sein, macht genau zwei Felder vorwärts. Full House? Dann werden zwei Läufer um zwei bzw. drei Felder gezogen. Straßen und Chance gibt's auch noch, jeweils in groß und klein. Macht drei oder vier Felder vorwärts. Waren früher nur drei Felder bis in die Gewinnzone zu überwinden, sind es bei Schmidt fünf. ... was allerdings keinen Unterschied für die Spieldauer macht, denn beim Original ging's für jeden Zwilling nur ein Feld vor, für jeden Drilling nur zwei, usw. KNIFFEL DUELL ist da deutlich einfacher, niemand braucht umzudenken.
Zu zweit ist KNIFFEL DUELL eine gelungene Würfelorgie und ein gutes Zockerspiel. Statt ohne jegliche Interaktion zu kniffeln, kann man sich endlich richtig gut gegenseitig beharken. Es gibt aber auch etwas zu überlegen. Zum Beispiel, ob man eher aggressiv spielen will und Figuren in Richtung Gewinnzone treibt, oder eher passiv spielt und verhindert, dass es dem Gegenüber gelingt. Zwischen diesen beiden Polen läuft KNIFFEL-DUELL. Ich liebe meine Glückswürfe und kann immer lauthals über totale Versager lachen. Schmidt hat dieses Zweipersonenspiel sogar für vier, sechs und acht Spieler vorgesehen, die dann immer in zwei Teams gegeneinander antreten. Für mich bringt das aber gar nichts, ich spiel's am liebsten nur zu zweit.
Zu zweit habe ich es auch schon 1996 in Wales gespielt. Damals fand sich in irgendeinem Souvenirgeschäft ein hölzernes QUADRWANGLE von Lagoon Games für 14 Pfund. Schlabbrige Schachtel und nicht ganz so professionell produziert, trotzdem konnte ich nicht widerstehen. Damals stand das Pfund bei nur 2,20 DM, und außerdem höre ich auf eindeutige Kaufempfehlungen. Neben der englischen Lagoon-Ausgabe scheint es auch noch eine amerikanische zu geben. 1995 hat sich "The Great American Trading Company" dieses Spiels angenommen. Naja, vielleicht lege ich mir ja auch noch die hübsche Erstausgabe dieses Spiels zu. Ist halt doch die schönste.
Diese Rezension erschien zuerst in der Fairplay 56, Juli bis September 2001.
Im Übrigen ist nur die Seite echt, in der das Logo auf den Bildern zum Logo oben auf der Seite passt. Alle anderen Seiten haben sämtlichen Inhalt von meiner Seite gestohlen.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Vielen Dank für Ihren Kommentar.
Nur noch einen (kurzen, längeren, langen) Augenblick, dann schalte ich Ihren Kommentar (bestimmt, vielleicht, nie) frei.
Gänzlich anonyme Kommentare veröffentliche ich nicht.