Prinzessin oder Militär?
Das erste, was mir aufgefallen ist: Die Schachtel glänzt. Absolut untypisch für Spiele von Hans im Glück. Das zweite, was mir gar nicht aufgefallen ist, ist der Name des Autors. Kannte ich nicht. Erst als ich die Schachtel geöffnet habe, das Inlett gesehen habe, hatte ich das Gefühl: Kenn' ich. Das sieht fast genauso aus, wie das von SPLENDOR? Gibt's in SPLENDOR nicht auch so viele Chips? Ist der Autor vielleicht sogar derselbe? Klar, das weiß ich jetzt. Aber gefällt mir MAJESTY genauso wenig wie SPLENDOR?
Splendor & Majesty |
Dann mal ran ans Spiel und Geld scheffeln. Das Geld – die Chips – gehen hin und her. Es gibt erstaunlich wenige Einer, viele Zweier und Zehner, auch ein paar Fünfziger. Fünfer? Zwanziger? Nix, eingespart. Ich merke schnell, hier wird beständig Geld gewechselt. Ich komme mir manchmal vor wie der Banker bei MONOPOLY. Komm schon, wir lassen die Kohle kreisen, die Chips wandern, das Wechselgeld klingeln.
Aber natürlich kommt kein Geld von allein in meinen Besitz, es will verdient sein. Für unser Königreich aus acht Gebäuden engagieren wir Untertanen, Mitarbeiter, Malocher … Die gibt’s in der Tischmitte und sollen zu uns, denn jeder neue Untertan spült Geld in unsere und manchmal auch in die Taschen der anderen Herrscherinnen und Herrscher. Jeder Untertan hat eine feste Arbeitsstelle. Die Müllerin muss in die Mühle, der Soldat in die Kaserne, die Prinzessin ins Schloss. Typisch! Jeder muss dorthin, wo er Profit abwirft. Gern gesehen ist auf der A-Seite des Königreichs natürlich die Prinzessin. Die ist reich und ich werde durch sie immer reicher. Her mit ihr.
In der Mitte liegt sie für mich, wenn ich sie kriegen und bezahlen kann. Für jede Untertanen-Karte, die ich in der Kartenreihe überspringe, muss ich einen Meeple abgeben. Fünf Meeple habe ich maximal, aber längst nicht immer. Meeple-Nachschub gibt’s nur dann, wenn ich eine Karte mit Meeples nehme, auf der einer oder sogar mehrere vorab welche abgelegt haben. Wahrscheinlich um an eine Prinzessin zu kommen. Eine Karte kaufen, Meeple abgeben oder bekommen, Kartenreihe zusammenschieben und auffüllen. Letzteres schenken wir uns, denn das Aufrücken ist zu mühsam. Bei uns liegen die sechs Untertanen als Kreis aus, quasi von 12 bis 9. Ein Viertel bleibt offen, da legen wir die neuen Karten hin... Die Kartenuhr dreht sich weiter.
Zu selektiv auf Prinzessinnen sollte aber niemand spielen. Es geht auch um Mehrheiten und um Varianz. Da lohnt es sich auch, mal einen aktuell nicht so lukrativen Untertan zu kaufen, denn die Anzahl der unterschiedlichen Untertanen wird mit sich selbst multipliziert. Sieben Gebäude, jedes mit mindestens einem Untertanen besetzt, bringt satte 49 Mäuse ins Schatüllchen. Wer sich auf nur drei verschiedene Typen beschränkt, erhält dann auch nur neun Punkte.
So, ist der Groschen gefallen? Seien Sie auf der Hut, die Untertanen kommen längst nicht alle ins Spiel. Auch eine einzige Müllerin kann da sehr wertvoll sein. Oder auch mal ein Wirt. Auf der A-Seite des Königreichs läuft das alles rund und schön. Wir kommen beständig an Geld, und ebenso beständig wechseln wir die Münzen hin und her. Macht aber nix, das Spiel verbreitet gute Laune, ist fluffig und rucki zucki zu spielen. Ich sehe es sogar unter den drei nominierten Spielen für den roten Pöppel der Jury, wenn es nicht noch die B-Seite gäbe.
Oha, auf der B-Seite geht es rund. Da muss man sich auf so allerhand gefasst machen. Auch dass man beständig abserviert wird. Wenn viele Soldaten aber wenig Wächter zu mir kommen, sehe ich ganz alt aus. Die B-Seite ist deutlich härter, aber Sie sollten unbedingt mal einen Ausflug auf die andere Seite des Königreichs machen. Aber erst dürfen Sie sich an der A-Seite satt spielen.
Und jetzt verneige ich mich noch schnell vor Prinzessin Astrid. Unsere Montagsspielerin zockt uns regelmäßig bei MAJESTY ab, und sie ist auch verantwortlich für die sehr treffende – ursprünglich englische Überschrift: Majesty or military.
Wertung: 4 geht gut
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