Mittwoch, 31. Dezember 2014

Das Ende … aller Spielekritik (VIII) – Der lästige Mittelteil


Oja, der mühsamste und deshalb für mich müßigste Teil einer Rezension ist der Mittelteil. Warum muss ich eigentlich erklären, wie das Spiel funktioniert, wofür es wie viele Punkte gibt und was passiert, wenn … Mensch, der Mittelteil ist nichts als reine Pflichtaufgabe und für manche das Nacherzählen aller Regeln und mitunter auch allerkleinster Details. Der Mittelteil bläht sich auf, und ehe man sich versieht, wird daraus der Hauptteil der Rezension. Und das Fazit? In ein, zwei, drei Sätzen abgehandelt.

Lesen Sie aufgeblähte Rezensionen gerne? Also ich nicht, ich schreib' sie vor allem nicht gerne. Müsste ich denn? Mir sagte mal jemand, dass man anhand der Erklärungen erkennen sollte, um welche Art Spiel es geht. Muss man das so kleinteilig beschreiben? Könnte ich nicht den ganzen Mittelteil weglassen, die Rezension soweit eindampfen, dass nur noch Atmosphäre, Witz und Spielreiz rüberkommen. Versteht mich dann noch wer? Muss der Leser haarklein wissen, wie ein Spiel funktioniert? Wenn ich mir auf Youtube die kreisenden Hände über der Spielauslage anschaue, ich der Stimme des Erklärbären aus dem Off lausche, wird mir ganz anders. Ich kann's nicht aushalten, muss zum Fazit weiterspulen. Und bei Texten geht’s mir auch so, besonders wenn auch sogar das Spielmaterial aufgelistet wird. Das ist wirklich absolut überflüssig und hat in einer Rezension nix zu suchen.

In der Kürze liegt die Würze … und die hohe Kunst. Der Mittelteil sollte deshalb nicht der übliche Mittelteil sein, sondern schon Wertung enthalten, Erwartungen schüren, Tipps geben. Wer will schon mit Details zugeschüttet werden? Und deshalb klemme ich mir auch weiterhin einen aufgeblähten Mittelteil, aus dem man zwingend erkennt, dass dieses oder jenes Spiel so oder anders funktioniert.

Liest eigentlich jemand den Mittelteil einer Rezi? Ich glaub's ja nicht … Wer wirklich wissen will, wie's funktioniert, kann sich die Regel herunterladen, sich gleich Regelnacherzählungen oder reine Erklärvideos anschauen. Aber nicht hier …

8 Kommentare:

  1. Hallo Wolfgang,

    den Mittelteil zu erläutern sollen/müssen, hängt wohl von Deiner persönlichen Situation ab. Ich selbst veröffentliche im Namen der Brettspielgruppe Empfehlungen in verschiedenen regionalen Magazinen.
    http://aiblinger-zockerbande.de/Spieletipps.htm
    Mir ist vorgegeben, dass ich dafür nur 600 / 800 / 1800 Zeichen pro Artikel zur Verfügung habe.
    Bei den Kurzen greife ich mir eben nur den wesentlichen Mechanismus raus und beschreiben ihn über die Wiedergabe der persönlichen Empfindungen dabei. Das gelingt meisten sogar lesenswert dramatisch.
    Die längeren Artikel verderbe ich meistens auch mit einen Mittelteil. :-(

    Schreibt man im Netz, hat man ja leider unendlich viel Raum (Text- und Videolänge)

    - Leider!!!! -

    Wenn ich für das Netz schriebe würde - würde ich mir selbst erst mal eine Grenze setzen - bevor ich beginne, die Leute zu langweilen. 3000 Zeichen / 3 Minuten ???

    Dann stellt sich aber noch die Frage, ob dass für einen "Anfänger" ausreichend wäre - schließlich soll der sich für die Leserschaft erst mal profilieren.

    Liebe Grüße
    Nils

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Hi Nils,
      klar hängt die Länge des Textes davon ab, in welchem Medium der Text erscheinen wird. In der Fairplay sind es so 2000 bis 4000 Zeichen, wobei ich auch in der Fairplay immer darauf achte, dass der Mittelteil nicht zu lang wird.

      Die Texte hier im Blog sind nur selten mehr länger als 1000 Zeichen, besser nur knapp über 500. Das muss reichen. 3000 Zeichen sind bei meiner Textverarbeitung so um die 1,5 Seiten, dass ist mir fürs Netz aber schon deutlich zu lang.

      Und Profilieren sollte sich jeder mit Inhalt und keinesfalls mit langen Texten oder Videos.

      Gruß

      Wolfgang

      Löschen
    2. Hallo Wolfgang,

      meine 3000 Zeichen / 3 Minuten beziehen sich auf einen Gedankengang für ein Videoformat. Ich habe mal aufgeschnappt, dass man ca. 1000 Zeichen pro Minute spricht.

      Für ein interessantes Video wäre also ein Script mit 3000 Zeichen zu verfassen und das abzufilmen. Das Bild würde das Verfasste ausschmücken. Das Script wäre dann zum Nachlesen beim Video zu hinterlegen.

      Manche Videorezensenten schaffen es in fünf Minuten nicht, ihre Meinung zum Spiel auszudrücken. ;-)

      Liebe Grüße
      Nils

      Löschen
  2. Endlich sagts mal einer. Mittelteile in denen nur Regeln stehen, lese ich nur zähneknirschend oder überspringe sie direkt. Will ich Regeln wissen, dann les ich die Anleitung. Passiert aber nie, weil ich die Regeln gar nicht wissen will, sondern mich nur die Meinung des Rezensenten interessiert. Also bitte bitte, nicht zu viele Details erklären :-)

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Da bin ich ganz bei dir, bloß nicht zu lang!

      Und bitte den nächsten Kommentar nicht anonym, das wäre nett!

      Danke

      Wolfgang

      Löschen
  3. Der Mittelteil ist die hohe Kunst, am besten in ein, zwei Sätzen das Spiel umreißen--das ist wirklich nicht einfach, meist wird es zu lang. Ganz weglassen ist auch schwierig, da muss man das Spielgefühl schon sehr gut rüberbringen.
    Viele scheinen in ihren Blogs die Regeln nur nachzuerzählen, um irgendwie die Seite zu füllen und, vermutlich, ihren Status als Rezensent auf billige Art und Weise aufrecht zu erhalten.
    Ich finde immer noch, dass Udo Bartsch einen sehr guten Mittelweg gefunden hat.

    AntwortenLöschen
  4. Da bin ich ganz bei dir, mir ist neulich erst bewusst geworden, dass ich momentan keine Rezis mehr schreibe, weil ich keine Lust habe die Regeln aufzudröseln :D

    AntwortenLöschen
  5. In einer Rezension sollte man erfahren, wie sich das Produkt anfühlt, wie es auf den Rezensenten gewirkt hat, ob das, was es will, funktioniert oder ob es vielleicht Zeit- und Geldverschwendung ist… egal, ob es um einen Stabmixer, einen Kinofilm, eine Opernaufführung, ein Buch oder ein Brettspiel geht.
    Dabei kann es (manchmal) helfen, Teile der Bedienungsanleitung bzw. des Inhalts zu zitieren oder anzudeuten. Eine umfassende Nacherzählung jedoch nervt wie die Hölle und ist entweder ein Zeichen von Unvermögen oder simple Seitenschinderei.
    Die Doppel:Spiel:Kritik macht es für mich eigentlich fast immer genau richtig (selten ist sie vielleicht ZU knapp, aber nie anödend).

    AntwortenLöschen

Vielen Dank für Ihren Kommentar.

Nur noch einen (kurzen, längeren, langen) Augenblick, dann schalte ich Ihren Kommentar (bestimmt, vielleicht, nie) frei.

Gänzlich anonyme Kommentare veröffentliche ich nicht.