Das ist erstmal für viele Mitspieler total verwirrend. Wenn dann die vertrackte Wertung dazu kommt, gibt es für so manche unbedarfte Stichspieler noch ein böses Erwachen. Die häufen Minuspunkte über Minuspunkte an und fragen sich warum.
STICHELN sollte man nicht zu offensiv spielen, sonst handelt man sich nur Karten der eigenen Ärgerfarbe ein, die jeder zu Beginn unter seinen Handkarten gewählt hat. Jede Karte im Stich zählt zwar einen und nur einen Pluspunkt, aber jede Karte der persönlichen Ärgerfarbe zählt mit ihrem Wert Minuspunkte. Defensives Stichevermeiden ist nur zu oft angesagt. Nur leider klappt das gegen Ende eines Durchgang meist nicht. Was dann noch hilft? Hinten zu sitzen und klug auszuspielen. Vielleicht aber nur noch beten, dass jemand anderes den Stich nehmen muss.
Und eines lernt jeder ganz schnell: Fies anzuspielen. Finden Sie ruhig selbst raus, wie das geht. Machen Sie sich nur ja keine Hoffnungen, dass STICHELN ein harmonisches Kartenspiel ist, sonst würde es wohl kaum STICHELN heißen. Spaß macht es trotzdem jede Menge, auch wenn man selbst zum Opfer der Mitspieler wird und kräftig schlucken muss. Aber Sie können auch sehr gut selbst austeilen und tüchtig zurück sticheln.
Listenfaktor 2012/2013: kaum Chancen, weil zu abstrakt, zu fies, zu sehr Stichspiel als das STICHELN nochmals auf eine andere als die à la carte-Liste kommen wird. Außerdem wird der Kartenspielplatz auf der Liste dieses Jahr schon von HANABI belegt.
P.S.: Klaus Palesch kenne ich schon seit Jahren. In Essen laufen wir uns regelmäßig über den Weg. Erst jetzt wird mir klar, was für ein spitzbübischer hinterhältiger Spielerfinder er ist. Bin ich jetzt nur empfindlicher, weil ich 20 Jahre nach der Erstveröffentlichung öfter verliere als noch mit 30.
Und hier noch meine Kurzrezension, die 1993 bei uns in den Westfälischen Nachrichten erschienen ist:
Von ganz anderem Kaliber ist STICHELN. Als Stichspiel stellt es die Traditionen à la Skat und Doppelkopf auf den Kopf. Alle Karten, außer der zuerst ausgespielten, sind nämlich Trümpfe! Außerdem muß niemand bedienen, so daß ständig unangenehme Überraschungen drohen.
Der Stich geht an den Spieler, der den höchsten Trumpf ausgespielt hat. Jede gewonnene Karte bringt 1 Pluspunkt, aber eine bestimmte Farbe sollte tunlichst nicht im Stich sein: die eigene Ärgerfarbe! Zu Beginn legt jeder Spieler eine Karte mit der persönlichen Ärgerfarbe vor sich aus. Diese Farbe will keiner in den Stich bekommen, denn jede dieser Karten schlägt zum Schluß mit ihrem Zahlwert negativ zu Buche. Es ist zum in die Luft gehen, wenn einem die eigene Ärgerfarbe untergejubelt wird! STICHELN ist ungewöhnlich. Jeder eingefleischte Kartenspieler wird umdenken müssen. Darin liegt der besondere Reiz des Spiels.
Wolfgang Friebe
STICHELN von K. Palesch, 3-5 Spieler ab 12 Jahre, Amigo 1993, ca. 12 DM
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