Donnerstag, 24. Mai 2012

Sachfremde Erwägungen zum Spiel des Jahres 2012

Ob nun ESELSBRÜCKE, KINGDOM BUILDER oder VEGAS „Spiel des Jahres“ wird oder nicht, liegt allein in der Weisheit der Jury. Deren spielerischer Sachverstand ist so grandios, dass nichts als der Spielreiz über den Ausgang der Wahl entscheidet. Alles andere bleibt außen vor. Alles wird ohne Ansehen von Verlag, Autor oder Grafiker entschieden. Nur das Spiel zählt.
Nur wissen wir alle, dass nicht ausschließlich sachliche Erwägungen entscheidend sind. 7/8 aller Gründe bleiben ungenannt, laufen nur auf der Beziehungsebene und unter dem Tisch ab. Deshalb folgt hier auch keine Bewertung der Spiele, sondern nur die Auflistung meiner total objektiven, aber bestimmt nicht völlig sachfremden Erwägungen:

ESELSBRÜCKE
Das Spiel ist doch viel zu alt, noch vor Essen 2011 erschienen. Was macht das überhaupt auf der Liste? Außerdem: Das Spiel ist eine Qual. Wer kein gutes Gedächtnis hat, der kommt trotz ESELSBRÜCKE nicht damit klar. Aber alles Spielerische mal beiseite: Letztes Jahr hat QWIRKLE den roten Pöppel erhalten, auch ein Schmidt-Spiel. Das hat es noch nie gegeben, dass ein Verlag zwei Jahre hintereinander den Preis holt. Nein, das darf nicht sein, wo kämen wir sonst hin? Da sei die Jury vor, bei aller Sympathie für Spiele, die die Gedächtnisleistung fördern oder steigern. In meinem Alter bin ich durchaus dankbar für Spiele, die mein Gedächtnis frisch halten. Auch die Jury altert bekanntlich, denen sind solche Spiele wie die ESELSBRÜCKE bestimmt willkommen. Außerdem, wer außer der Jury hatte das Spiel schon noch im Gedächtnis? Spieler leiden doch sonst immer unter notorischem Gedächtnisverlust. Das beste Spiel ist immer das aktuellste und alle älteren sind schnell vergessen. Deshalb ein Hoch auf die Juryentscheidung, dieses Spiel völlig überraschend wieder aus der Versenkung zu holen.

KINGDOM BUILDER
Kennt das wer? Queen-Spiele sind doch kaum zu bekommen, und wenn, dann sind sie teuer. Jedenfalls die erste Zeit, solange, bis sie nicht bei Kaufhof oder Toys“R“Us verramscht werden und Essen nicht vor der Tür steht. Welcher Händler legt sich schon Spiele ins Regal, die dann bei der Konkurrenz deutlich billiger sind, jedenfalls später, so kurz vor Weihnachten, wenn’s besonders wichtig wird. Ob sich Queen dieser Abwärtsspirale bewusst ist? Welcher vernünftige Spieler kauft sich noch deren Spiele, solange sie noch nicht herabgesetzt sind? In Essen liegen die Spiele doch sowieso immer stapelweise zu Schleuderpreisen. Ist das der Grund, warum Queen-Spiele fast nur noch direkt durch Mogli-Distribution bei Amazon erhältlich sind. Wer seine Spiele selbst und ohne Zwischenhandel vertreibt, kann die Preise hochhalten. Days of Wonder schafft das sogar trotz oder mit Zwischenhandel.
Queen nimmt alles selbst in die Hand. Vertrieb und Vermarktung im Internet. Braucht man sonst noch wen? Irgendwelche Meinungen? Kann Queen sich doch sparen. Es reicht, die Jury zu bemustern. Und natürlich wünsche Donald X. Vaccarino erneut den Preis. Warum sollte einer von uns nicht aussorgen? Dann gibt’s wenigsten weiterhin gute Spiele von ihm und nicht nur DOMINION n bis n+1.

VEGAS
Stefan Brück hat es ja mit der Jury schwer … oder die Jury mit ihm … mit seinen guten, schönen, anspruchsvollen Spielen. Da wäre es doch unbedingt an der Zeit ... Stopp! Eine ganz schwierige Kiste, wenn der Preis an Alea ginge, denn da sei die Vertriebskonstruktion vor. Alea ist ja eigentlich so was wie die Premiummarke von Ravensburger, aber den Vertrieb besorgen die Heidelberger. Die sind einfach näher am potenziellen Kundenkreis. Und was, wenn der Preis tatsächlich an Alea ginge? Für ein leichtgängiges Spiel? Gäb’s da nicht Komplikationen, wenn Ravensburger plötzlich Alea wieder an sich zöge, um selbst einen großen Auftritt mit diesem Spiel des Jahres zu haben? Was hat Ravensburger nur mit Alea zu tun? Wer oder was ist überhaupt Alea? Außerhalb der Szene kennt doch keiner den Zusammenhang. Otto-Normal-Spieler auf der Suche nach einem Weihnachtsgeschenk dürfte es total egal sein, welches Spiel den roten Pöppel trägt. Hauptsache der rote Pöppel ist drauf. VEGAS von Raleavensburger würde gekauft werden.

2 Kommentare:

  1. Prima, nun bin ich klüger als gestern. Nächste Woche vielleicht noch sachfremde Erwähnungen zum Kinder/Kennerspiel?

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  2. Ich weiß ja nicht, denn schlauer sind wir wirklich erst, wenn die Jury sich entschieden hat. Und die sind ja für sachfremde Erwägungen gar nicht empfänglich ;-) Habe ich jedenfalls noch nie registriert. Und zu den Kinderspielen kann ich wirklich nicht viel sagen ... aber mal sehen. Sachfremdes geht ja immer ... und überall ... zu allem

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