Michael Rieneck: SANTIAGO DE CUBA für 2 bis 4 Spieler bei eggertspiele 2011, Illustration von Michael Menzel
Unsere Figuren bewegen sich auf dem Rundkurs durch ein kubanisches Hafenviertel. Auf Kuba geht nichts ohne Kontakte. Wir erhalten dort Waren und kommen an diverse Möglichkeiten, Gewinne aus der Planwirtschaft zu privatisieren. Mehr oder minder lukrative Möglichkeiten. Vordergründig geht es zwar darum, das Schiff im Hafen mit den geforderten Waren zu beladen, aber der persönliche Profit geht erst recht im Sozialismus vor. Wir zeigen uns ganz solidarisch und gönnen uns trotzdem nicht die Butter aufs Brot. Kein bisschen! Statt das Schiff zu beladen, verschleppen wir die Verladung, weil niemand weniger Reibach machen will als die Konkurrenz. Das Schiff muss also warten, Kapitalisten schauen in die Röhre. Aber irgendwann fährt das Schiff dann doch ab, egal ob beladen oder nicht.
Ersteinschätzung: SANTIAGO DE CUBA bietet in jeder Partie andere Ausgangslagen, um dem Sozialismus ein paar Punkte abzutrotzen. Die Warenwirtschaft funktioniert prima. Auch die Interaktion ist nicht ohne, bringt richtig Feuer ins Spiel. Zu welchem Kontakt ziehe ich die Figur? Sie nur ein Feld weiterzuziehen, kostet nix. Aber welche Optionen ergeben sich dann für die anderen Kubaner? Setzt man vielleicht doch auf den dicken Reibach bei einer Verladung oder eher auf den Spatz in der Hand?
In dieser Partie war fast alles immer sehr knapp: Waren, Geld und sogar die Nachfrage. Da musste man sehen, wo man bleibt. Kleinvieh macht bekanntlich auch was her. Im Sozialismus muss jeder seine Ressourcen zusammenhalten, das Beste daraus machen.
Gewinner: Es wird knapp, aber meine Zeckentaktik geht auf. Ich kaufe bei Alonso, dem Notar, die beiden besten Gebäude. Café und besonders Kontor sind bei meinen Mitspielern sehr beliebt, denn dort kommt man an den Spatz in der Hand, kann einfach und ohne großen Aufwand ein paar Siegpunkte machen. Ich verdiene auch mit und kann so mit 43 zu 42 zu 39 und 36 Punkten gewinnen. Deshalb meine linke Faust in den Himmel gestreckt: Auf die internationale Solidarität aller Notare in der Welt!
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