Montag, 27. April 2009

+ Le Havre

LE HAVRE ist ein Entwicklungsspiel, und wir werden gleich mit der ganzen Härte einer unglücklichen Ausgangslage konfrontiert. Es geht verdammt zäh los, es ist nicht wirklich richtig was möglich. Die Gebäude liegen in den drei Stapeln so unglücklich aufeinander, dass keiner bauen kann. Es werden Angel und/oder Hammer verlangt. Die hat keiner von uns. Woher auch?! Und wegen fehlender Gebäude kommt auch keiner an ausreichend Geld, um diese Gebäude zu kaufen. Außerdem hätte auch niemand gekauft, wenn er das nötige Kleingeld hätte. Denn warum soll man den anderen helfen, indem man die darunter liegenden Gebäude freilegt. So schleppt es sich dahin, Gregor und Herbert stöhnen ob des geringen Spielwerts. In der ersten Hälfte oder noch länger plätschert LE HAVRE so dahin, kaum was passiert. Wir kümmern uns um die Nahrung. Keiner setzt auf Schiffe. Ist auch gar nicht möglich, denn ohne Geld und ohne Werften (die sind tief im Kartenstapel vergraben) läuft es gleichbleibend schleppend. Gregor setzt auf Kühe, ich auf Korn und Herbert auf alles andere. Wir türmen Schuldscheine auf. Gregor sogar noch mehr als Herbert.
Als dann endlich genügend Geld angesammelt wurde, platzt der Knoten. Statt zu sparen, zu knausern, zu optimieren kommen alle besser ins Spiel. Wir machen und tun. Verteilen routiniert die Rohstoffe, überlegen den aktuellen Zug und den nächsten, grübeln auch … in Maßen. LE HAVRE nimmt endlich Fahrt auf. Nach drei Stunden sind wir durch … mit dem Spiel. Erschöpft sind wir auch. Nach unserem Arbeitstag und Herberts Nachtschicht sind wir um 23:30 froh, dass es endlich vorüber ist.
Ersteinschätzung: Es gibt viel zu tun, zu machen, zu verwalten - könnte man alles gut am Computer umsetzen. Aber es gibt auch viel zu überlegen. Was ist möglich? Wer schnappt mir Rohstoffe weg oder blockiert ein gerade wichtiges Gebäude? Alle Optionen, eigene und fremde, muss man abwägen. Und noch eine große Gefahr: Man kann sich prima verzetteln. Und dann ist da noch das Organisatorische, die Nahrungsversorgung. Die ist zwar zu beachten ist, aber doch nicht das Ziel des Spieles ist. An Siegpunkte kommt man eben nur mit Gebäuden oder Schiffen. Da muss man frühzeitig anfangen, die entsprechenden Baumaterialien einzulagern. Gegen Ende werden nämlich erst die fetten Siegpunkte verteilt. Aber ohne Nahrung hagelt es Kredite, die – sofern nicht zurück gezahlt – mit je sieben Minuspunkten zu Buche schlagen.
In jeder dritten Runde kommt man dreimal an die Reihe, sonst nur zweimal. Bei 18 Runden insgesamt bleibt nicht viel Zeit, von der gewählten Strategie abzuweichen - so man eine hat und weiß, was man tun (muss!). Und wer zu viele Züge für die Nahrungsversorgung verschwendet, wird am Ende sowieso in die Röhre schauen.
Gewinner: Ich spiele konservativ, versuche mit ausreichend Nahrung gut über die Runden zu kommen. Das kostet mich Geld, genau das Geld, das mir für Investitionen fehlt. Am Ende stehen 89 Siegpunkte auf meinem Konto. Viel zu wenig! Gregor und Herbert hauen da kräftiger auf die Sahne. Kredite?! Die Bankenkrise hat es gezeigt: Wenn dann viele! Herbert plant langfristig. Er setzt auf Stahlschiffe und Luxusliner, kommt auf 113 Punkte. Und auch er tritt den Gang zum Amtsgericht an; dort lassen sich pro Besuch max. zwei faule Kredite entsorgen. Gregor setzt auf Gebäude – und nur auf Gebäude! Keine Schiffe! Dank seiner Rinderherde setzt er ein glorreiches Zeichen: 140 Punkte. Man glaubt es kaum, dass jemand ohne Schiffe gewinnen kann. Am Ende sind wir uns einig: Trotz des seeehr schleppenden Beginns ein eher gutes Spiel. Aber die Spieldauer, die Verwaltung, das Machen und Tun, die Unwägbarkeiten der Startaufstellung werden uns eher davon abhalten, es noch mal zu spielen.
Außerdem hatten wir ein Problem mit den Krediten bzw. der Regel dazu. Muss man am Rundenende, wenn man nicht genügend Nahrung bzw. Geld hat, einen Kredit aufnehmen und ist damit die Sache erledigt? Oder muss man so viele Kredite aufnehmen, bis man das komplette Nahrungsdefizit bezahlen kann? Das wurde uns aus der Regel nicht ganz klar. Regelfuchs Rainer ist ja heute nicht dabei …

1 Kommentar:

  1. Hallo,

    ihr schreibt:
    "Die Gebäude liegen in den drei Stapeln so unglücklich aufeinander, dass keiner bauen kann. Es werden Angel und/oder Hammer verlangt."
    Äh, warum Angel oder Hammer?? Man kann ein Gebäude kaufen oder bauen mit den Materialien (wie z.B. Lehm, Holz etc.) aber doch nie mit Angel oder Hammer? Die haben mit was anderem zu tun! -> Doch noch mal einen Blick in die Regel ....

    Gruß Horst

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