Sonntag, 3. Januar 2010

+ Im Wandel der Zeiten - Das Würfelspiel - Bronzezeit

KNIFFEL statt CIVILIZATION

Der Derwisch im Vordergrund entleert gerade seine Riesepfeife, schemenhaft erhebt sich im Hintergrund der Bau einer Stufenpyramide. Nee, hübsch ist die Schachtel wirklich nicht. Das Schachtelformat vermittelt immerhin genau die Schwere eines Backsteins. Aber eigentlich ist das Spiel gar nicht schwergewichtig, nicht der Zugang und nicht mal das Spiel selbst. Dafür ist die Regel viel zu eingängig, als dass sie schwer im Magen liegen würde. Etwas anderes bereitet mir akutes Bauchweh: KNIFFEL. Man spielt dieses Spiel ebenso nebeneinander her, wie es bei KNIFFEL nur darauf ankommt, gut zu würfeln. Bleibt meistens nach nur fünf bis sechs Runden noch eine Frage: Wem war das Würfelglück holt?
Gut, das Spiel geht schnell genug zu Ende, aber es suggeriert viel mehr Tiefgang, viel mehr Planung, schließlich geht es um die Entwicklung einer Zivilisation. Mit Ausbau der eigenen Städte, Errichtung von Monumenten und Kauf von Errungenschaften. Der Wiederkehr von Katastrophen ...

Zeigt der Würfel Arbeiter? Dann kann man Städte ausbauen, bekommt pro neuer Stadt einen Würfel dazu. Erst sind es nur drei, aber sechs oder sieben braucht man eigentlich nicht. Denn jede Stadt will ernährt werden. Die Würfel müssen dann immer öfter Korn zeigen, da darf man dann nichts anderes zur Seite legen. Münzen z.B. oder Waren. Die sollte man tunlichst nicht in der Kombination mit dem Totenkopf würfeln. Erstens darf man solche Würfel nicht nochmal würfeln, zweitens kommen Katastrophen auf einen zu. Außer man würfelt genau drei Totenköpfe, dann trifft es die anderen.

Und was macht man mit den Waren? Natürlich sofort ausgeben, wenn man genug zusammen hat. Errungenschaften bringen Siegpunkte und Vorteile. Was will man mehr? Wer baut da noch Monumente, die Runde um Runde Arbeiter erfordern und nur Siegpunkte bringen. Und man immer unter dem Zwang steht, das Monument vor Ende fertig stellen zu müssen. Und nur der erste Erbauer erhält mehr Punkte dafür. Außerdem beenden fünf Errungenschaften schon das Spiel. Während die anderen noch planen und würfeln wollen, geht hier das Spiel viel schneller zu Ende als gedacht. Gut, man könnte ein bisschen länger spielen, höherwertige und deshalb punkteträchtigere Errungenschaften kaufen, aber wofür? Zumal die anderen sicher auch irgendwann auf zügiges Ende spielen werden. Wer will schon eine Stunde kniffeln, obendrein noch Katastrophen einsammeln?

Immerhin, man ist beschäftigt. Wie kombiniert man die Würfel, welchen lässt man stehen, welchen würfelt man erneut? Interessiert die anderen kaum. Wie kommt man an mehr Waren, welche Errungenschaften sind hilfreicher? Interessiert die anderen ein wenig, können sie abgucken und vielleicht nachmachen. Welche Warenstecker muss ich in welcher Stückelung von meinem Brett zurück stecken, damit ich die Errungenschaft passgenau bezahlen kann? Interessiert die anderen kein bisschen und bremst den Spielfluss. Da ist man doch froh, dass eine Partie nur fünf, maximal sechs Runden dauert. Und trotzdem dauert das Spiel noch viel zu lange. Stattdessen kann doch jeder einen der schönen Holzwürfel werfen. Münze gewinnt! So lässt sich kurz und knackig, ohne KNIFFEL-Feeling, der Sieger ermitteln.

Wolfgang Friebe

IM WANDEL DER ZEITEN – DAS WÜRFELSPIEL – BRONZEZEIT von Matt Leacock für 1 bis 4 Personen, Pegasus 2009

1 Kommentar:

  1. Ich bin erstaunt über ihre Meinung zu "Numeri" und "Im Wandel der Zeiten-Das Würfelspiel". Ich hätte beide Spiele genau anders herum bewertet. Damit repräsentieren Sie wohl nur eine Minderheit, wenn man auch Bewertungen von anderen Spieleseiten sieht. Aber anscheinend ist ihre Meinung aufgrund geringer Leserschaft vernachlässigbar. Anders kann kann man es sich nicht erklären, dass hier so wenig Kommentare stehen.

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