Dienstag, 6. November 2018

Rezension: Karate Tomate von Amigo

Reiner Knizia: KARATE TOMATE für 3-10 Personen mit Grafik von Dominik Hüfner bei Amigo 2018, angegebene Spieldauer 20 Minuten

Reiner Knizia schreibt auf Twitter häufiger, dass „unser“, also sein Spiel „Soundso“ veröffentlicht wird. Das bringt mich jedes Mal ins Grübeln, wer wohl mit „unser“ gemeint ist. Ich habe da keine Ahnung, nur Vermutungen. Ist es der Euphrat-und-Tirgris-Reiner oder der Karate-Tomate-Reiner? Mittlerweile erschafft Reiner Knizia gänzlich unterschiedliche Spiele. Oder ist „unser“ so etwas wie eine mittelalterliche Meisterschule, deren Spiele unter meisterlicher Anleitung das Licht der Welt erblicken? Lehrlinge dürfen sich erst dann ihrer Werke rühmen, wenn der Meister … Sie wissen schon. Bei KARATE TOMATE steht der Meister im Rampenlicht und natürlich alleinig auf der Schachtel.

Triumphkarte mi Pokalen

Klar, KARATE TOMATE ist ein Knizia. Und sein Credo lautet: Du kannst mit 12 Pokalen gewinnen, wenn du nicht die wenigsten Messer hast. Messer gehören einfach zur Tomatenschneiderei. Und die Messer bringen dann die Emotionen ins Spiel. Vielleicht auch die Tomaten, denn über die kommt man schneller zu neuen Karten als übers Passen. Alles klar: Pokale und Messer für den Sieg, Tomaten für den Nachschub. Deshalb sind bestimmte Karten in der Auslage natürlich sehr begehrt, dafür werden viele Karten ausgespielt. Oder man passt, auch dann gibt’s Karten retour.

Also: Was liegt in der Mitte? Eine Fünfer-Pokal-Karte und eine Ein-Pokal-und-zwei-Messer-Karte und … Auf jeden Fall liegen in der Mitte immer weniger dieser sogenannten Triumphkarten aus, als Mitspieler teilnehmen. Und wer bekommt die Beute? Alle, die solange noch gleichfarbige Karten ausspielen können, bis nur noch so viele Mitspieler im Rennen sind, wie Triumphkarten ausliegen. Und wie verteilen die die Beute, wer darf als erster zugreifen? Natürlich spielen dann die Kartenwerte eine Rolle, bei Gleichstand die Tomaten auf der Hand. Wer die höhere besitzt, darf eher zugreifen, tauscht dafür die Tomate aber gegen die niedrigere des Kontrahenten. So einfach. So Knizia!

Überhaupt die Tomatenkarten. Wer nicht mehr mithalten kann oder will, keine gleichfarbige Karte mehr ausspielen kann, muss eine Tomate legen. Dafür gibt’s dann zwei Karten vom Nachziehstapel oder vier, wenn man zwei weitere Handkarten dazulegen kann oder will.

Handkarte
So, jetzt muss man nur noch mitdenken oder antizipieren, wer wann aussteigen wird. Ich habe da schon die tollsten Sachen erlebt. Natürlich ist klar, dass ein Mitspieler mit wenigen Karten irgendwann aussteigen muss, deshalb lohnt es sich mitunter trotzdem, eine kleine Zahl anzuspielen und damit bereits in der ersten Runde abzusahnen. Andersherum ist es ratsam, in der ersten Runde eine Tomate zu spielen, wenn viele sich wahrscheinlich um die Triumphkarten kloppen werden. Und zwischen diesen beiden Polen ist alles die reine Psychologie und öfter großes Gegröle.

Handkarte
Und selbst das Endspiel kann Überraschungen bereiten, wenn der Sieger sich als Sieger wähnt, bis dann alle ihre Messer gezählt haben. Wer dann nicht lacht, weil der fast siegreiche Sieger zum Verlierer wird, wird KARATE TOMATE niemals mögen. Messer gewetzt und nochmal ran.

Einziger Wermutstropfen ist die überaus hässliche Schachtel. Die ist so abschreckend. Und ich sage trotzdem : Greifen Sie zu, die inneren Werte zählen.

Wertung: 4 geht gut


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