Eigentlich lässt sich das Spielprinzip leicht eindampfen: Wer mehr als sieben Knallerbsen aus dem Sack zieht, hat verloren. Zum Glück nur halb, denn wenn der Trank explodiert, reicht es entweder für Siegpunkte oder für weitere Zutaten. Aber zu häufig halb verloren, bedeutet auch: Nix wird’s mehr mit dem Sieg. Wer rechtzeitig aufhört, Zutaten- oder eben nicht die blöden Knallerbsenchips aus dem Sack zu ziehen, hat einfach mehr Glück und auch mehr vom Spiel. Neudeutsch heißt dieser Mechanismus „Push your luck“ und ist seit Sid Sacksons Klassiker CAN’T STOP bei Parker aus den Achtzigern des letzten Jahrhunderts bekannt. Statt zu würfeln, ziehen wir Chips aus einem Sack. Also dann: Pull your luck!
Was ist also zu tun? Mehr Zutaten als nur die doofen sieben Knallerbsenchips und die zwei ersten echten Zutaten müssen in den Sack. Ein oder zwei Zutaten kommen jede Runde dazu … entweder nur oder auch noch Siegpunkte. Jede gezogene Zutat – auch die Knallerbsenchips – landen in der Kesselspirale. Und je mehr man hinlegt, desto höher die Punkte für den Sieg und fürs Einkaufen. Natürlich will ich da weit voran kommen, aber wenn schon sechs Knallerbsen ausliegen, ziehe ich dann noch nach, wenn noch ein Zweier- und der Dreierchip im Sack sind? Wahrscheinlich wegen der Wahrscheinlichkeiten nur dann, wenn mehr Zutaten- als noch Knallerbsenchips im Sack liegen.
Erkennen Sie das Dilemma? Gegen blöde Zufälle ist bei aller Wahrscheinlichkeit kein Kraut gewachsen. Da können noch so schöne Zutaten im Beutel sein. Wem das Glück nicht hold ist, der guckt ganz tief in den explodierten Zauberkessel und beißt in die Tischkante. Ich frage mich allerdings bei all dem Glück, was da im Spiel ist, warum die Jury vom Spiel des Jahres ausgerechnet QUACKSALBER zum Kennerspiel nominiert hat. Ich sehe das definitiv beim roten Pöppel. Für mich ist DIE QUACKSALBER VON QUEDLINBURG ein 1a-Familienspiel. Obwohl, das ist noch eine Hürde.
Für jedes neue Spiel kann man sich Rezeptsätze wählen. Vier verschiedene sind im Spiel, da hat jede Zutat dann eine andere Spezialfähigkeit. Außer den blöden Kürbissen natürlich, die machen nix anderes als mehr Chips in den Sack und in einem ganz speziellen Fall sogar Punkte. Die anderen Zutaten aber haben’s teils in sich. Die Funktionen muss man schon verstehen, um eine gute Kombi von Zutatenchips zusammenzukaufen. Da liegt eine der Hürden im Spiel, vielleicht sieht die Jury darin das Kennerpotenzial. Das Nachziehen und „Pull your luck“ können es gewiss nicht sein.
Und? Was meinen Sie? Kenner- oder eher Familienspiel? In meinen Runden ist es deutlich besser bei den Familienspielern angekommen. Ich habe allerdings dermaßen oft in die Tischkante beißen müssen, habe eine Verschwörung der Wahrscheinlichkeit gegen mich gewittert, dass ich erst so gar keine Lust mehr auf DIE QUACKSALBER VON QUEDLINBURG hatte. Aber meine Familie hat mich eines Besseren belehrt. Jetzt macht es mir doch wieder Spaß. Eine Frage hätte ich allerdings noch: Warum heißt das Spiel nicht DIE QUACKSALBER VON QUAKENBRÜCK? Da passt es mit der Alliteration besser. Außerdem gab’s immer jede Menge Gequake, wenn ich wieder in die Tischkante beißen musste.
Wertung: Familie: 4 geht gut, ich: 2 geht so, deshalb: 3 geht
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