Donnerstag, 4. August 2016

Time Stories: Rezension oder doch nur grundsätzliche Erwägungen?

Manuel Rozoy u.a.: T.I.M.E-STORIES für 2-4 Spieler mit Illustrationen von Benjamin Carré, David Lecossu und Pascal Quidault bei Space Cowboys 2015 im Vertrieb bei Asmodee

Das Spiel ist schon sehr stylisch, trifft den Zeitgeist, besonders den der Apple-Jünger. Alles schlicht, fast alles weiß. Optisch also schon mal ansprechend, das Spielsystem ebenfalls. Wir tauchen gemeinsam in eine Geschichte, entwirren die Geschichte und haben Erfolg in der Lösung.

Wirklich?! Jedes erste Eintauchen entpuppt sich schnell als frustiges Erlebnis. Mal gerät man an Ablenkungsmanöver, mal auf die völlig falsche Spur. Das kostet allerdings nicht sofort Nerven, wir sind ja erst noch voll in der Geschichte, spielen gänzlich im Entdecker-Modus. Außerdem sind wir neugierig: Wer ist wo zu finden? Was brauchen wir, und wo bekommen wir es her? Und was ist überhaupt wichtig? Was nur Störfeuer?


Wir sind so tief drin, dass uns die Zeit unter den Finger verrinnt. Jede Aktion, jeder Ortswechsel kostet Zeit, mal eine, mal viele Zeiteinheiten. In der allerersten Partie – in der Nervenheilanstalt – war Zeit erstmal so lange nicht wichtig, wie wir Zeit hatten. Dass wir kaum Zeit genug hatten, um in den Körpern unserer halbverrückten Wirte des Rätsels Lösung zu finden, störte uns erst kaum.

Einfach nochmal … Wir müssen alles nochmal machen, aber immerhin wissen wir, was wir besser lassen und was wichtig ist. Aber wissen wir alles? Und das Abarbeiten von dem, was wir wissen, was wir in welchen Räumen zu tun haben … macht das beim zweiten Mal noch Spaß? Ja, wir sind alle der Meinung, dass wir wissen wollen, wie der Fall ausgeht.

Und natürlich sind meine Mitspieler gespannt auf die nächsten Fälle.

Auf geht’s: In der Zombiestadt suchen wir nach Marcy. Wir wissen, auf was wir uns einlassen. Und wir wissen auch, dass wir den Fall bestimmt nicht im ersten Anlauf lösen. Also nur ausprobieren, Infos sammeln, bloß nix auslassen. Der zweite Durchgang bringt Erlösung.

Und HINTER DER MASKE routiniertes Abspielen der bisherigen Erkenntnisse. Wer ist wo zu finden? Was brauchen wir, und wo bekommen wir es her? Wer ist wo zu finden? Und was ist überhaupt wichtig? Was nur Störfeuer?

Nach dem Besuch im Alten Ägypten fühlen uns erschöpft. Irgendwie fasziniert T.I.M.E-STORIES, aber es ist doch alles nach Drehbuch. Auch mit Ockham's Razor kommen wir nicht wirklich weiter. Alles erscheint irgendwie willkürlich, fast nix ist zwingend ableitbar oder erscheint nur im Nachhinein halbwegs klar und logisch. Im Grund brechen wir schon HINTER DER MASKE runter auf eine abstrakte Ebene, fühlen uns nicht mehr in einem Theaterstück, sondern arbeiten Stück für Stück die Geschichte ab.

Bei den Montagsspielern haben wir nach dem ersten Durchgang HINTER DER MASKE keinen Elan mehr, es sofort noch ein zweites Mal anzugehen. Astrid will schon, Jürgen, Michael und ich eher nicht. Zu viel Wiederholung, zu viel Frust, zu viel Willkür des Drehbuchs. Atmosphäre ist zwar noch da, aber reicht das für weitere Versuche.

Vielleicht gehen wir HINTER DER MASKE nochmal an … mit den Montagsspielern oder mit leichtem Schummeln mit den Donnerstagssspielern. Zu viel Schema F, zu viel Frust in der ersten Partie, wenn nicht doch mal so viel Zufall im Spiel ist, dass wir es sofort lösen. Und wenn wir es schaffen, lohnt es sich dann, für eine Partie etwas mehr als 20 € für eine Erweiterung auszugeben? Oder gibt es schon einen Markt für gebrauchte Szenarien? 10 € würde ich zahlen, aber nur mit Porto.

Für alle kommenden Erweiterungen bin ich raus, keine Zeitreisen mehr mit mir.


1 Kommentar:

  1. Interessante Review. Das Spiel scheint wirklich zu polarisieren. Die einen loben es über den grünen Klee, die anderen sind spätestens beim dritten Fall raus, weil die Stories nicht lange genug fesseln können, um das "einfache Abarbeiten" zu kaschieren.

    Danke
    Markus

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