Donnerstag, 11. September 2014

Spiele-Archäologie Teil 10: 6-Tage Rennen von Holtmann

Was wusste ich damals schon, dass es auch in Münster eine lange Tradition von Sechs-Tage-Rennen gab. Bin doch erst 1986 nach Münster gezogen und das Rambozambo auf der Rennbahn war höchstens was für ältere Semenster. Mir doch total egal! Also bin ich 1987 und 1988 gar nicht erst hingegangen. Dafür war ich in dieser Zeit schon auf den Spieletagen in Essen. Und genau dort habe ich auch mein erstes 6-Tage Rennen gekauft. War’s 1986 oder ein Jahr später, als da jemand an einem spartanisch eingerichteten Stand in Essen seine 6-TAGE RENNEN an uns Spieler bringen wollte. Ein Werbespiel in Schlabberschachtel, noch dazu mit so einer blöden grünen Papierbanderole verschlossen. Ich konnte den Verkäufer eben noch bremsen, mein gerade erstandenes Exemplar brutalstmöglich aufzureißen. Das wollte ich in aller Ruhe zu Hause machen, denn ich hatte gerade meinen persönlichen Schatz geborgen. Und mit mir alle meine Mitspieler. Was hat uns das damals gestört, dass das Spiel erst so richtig mit sechs, sieben oder acht Mitspielern funktioniert!? In unserem studentischen Spieletreff waren immer locker mehr als 10 Spieler. Da ging doch was …
Was ich für viel Geld in Essen erstanden habe, war schon sein Geld wert. Und – oh Überraschung – auf den Münsteraner Flohmärkten tauchten in schöner Regelmäßigkeit weitere Exemplare auf. Für viel kleinere Kasse, meinem studentischen Budget sehr viel angemessener. Die kaufte ich alle auf, gingen an viele Freunde. Erst als ich so ein Exemplar mit dem Aufkleber der Germania-Brauerei erstand, dämmerte mir, dass alle Exemplare wohl während der letzten beiden Sechs-Tage-Rennen in Münster verkauft, verschenkt oder verlost worden sein müssten.
Und dann wusste ich irgendwann auch, dass das Holtmannsche 6-TAGE RENNEN international sehr gesucht war. Die Rechnung war dann ganz einfach: Mit dem Gewinn aus dem Verkauf konnte ich andere Spiele finanzieren. Leider dünnte sich der Nachschub an 6-TAGE RENNEN bald spürbar aus. Was machen? Um 2001 dachten zwei Kumpels und ich mal darüber nach, selbst unter die Verleger zu gehen und 6-TAGE RENNEN neu zu verlegen. Dass wir es gut an die Amis hätten verkaufen können, war zumindest ich mir sehr sicher. Und einen gewissen Walter Toncar habe ich dann auch ausfindig gemacht. Ich habe damals mit ihm telefoniert. Aber wie idealistische Pläne immer so sind: Hemmnisse sind im Weg, für die dann die Energie und das Geld fehlten, sie aus dem Weg zu räumen. Und so was wie Crowd Funding mit Kickstarter oder Startnext hatte noch niemand erfunden. Wär’ damals zu schön gewesen.
Ob Walter Toncar darüber nachgedacht hat … überhaupt davon gewusst hat …sein 6-TAGE RENNEN über den Weg der Schwarmfinanzierung an Spieler und Sammler zu bringen? Er hat’s dann doch auf altbewährte Weise in Manier der frühen Kleinverlage gemacht und die Kleinauflage selbst in die Hand genommen, alles vorfinanziert. Und weil das so ist, verströmt die Neuauflage AUF GEHT’S! auch den schönen Charme der Achtziger. Jeder, der damals schon in der Spiele-Szene aktiv war, wird genau wissen, was ich meine. Und sich vielleicht sogar wieder an seine ersten Gehversuche in der gerade erst aufkeimenden Spieleszene erinnern. Ich hätte gerne mehr solcher Retrospiele. Bin ich deshalb zu alt zum Spielen? Nee … und außerdem bin ich beim Biathlon mit dieser kleinen Schießmaschine wirklich der Held: Schuss – Treffer, Schuss – Treffer, Schuss – Treffer, Schuss – daneben – nachladen – Treffer und Schuss – Treffer. Keine Strafrunde für mich. Es läuft …

Zuerst veröffentlicht in der Fairplay

1 Kommentar:

  1. Wir spielen das 6-Tage-Rennen in einer 6er Runde einmal pro Jahr und hatten letztes Jahr die 25. Auflage. Entgegen der Spielregel legen alle Mitspieler zu Beginn der Runde ihre Zugkarte verdeckt. Verzogen wird dann, wie in der Spielregel beschrieben mit dem Letzten beginnend. Da legt man eine 5 ins Leere, weil der Mitspieler nicht das macht, was das Beste für ihn wäre.
    Gruß sixdays@bridgeclub-kirchheim.de

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