Donnerstag, 18. September 2014

Auf geht's! von Toni-Spiele

Walter Toncar: Auf Geht's! für 4-8 Spieler mit Illustrationen von Sepp Buchegger bei Toni-Spiele 2014, toni-spiele@gmx.de

6 Tage Biathlon

Worauf es ankommt? Auf die richtige Taktik, schnelle Sprints und treffsicheres Schießen. So muss es sein, im Schnee und ganz besonders während der Winterolympiade. Dass es auch anders geht, haben uns unsere Biathleten bewiesen. Dass wir Spieler es besser können, dürfen wir jetzt bei AUF GEHT’S! beweisen.

Das können wir natürlich besser, wir sind auch trainiert, kennen noch den „richtigen“ Start beim Vorgänger 6-TAGE RENNEN. Bei Radrennen ist es wirklich immer günstig gewesen, mit einer „Drei“ zu starten. Warum? Hängt ganz einfach mit dem Windschatten zusammen, der früher zu heftigen Zwischenspurts führte. Wer bei Radrennen mit seiner Figur auf ein Feld mit anderen Fahrern zieht, darf umso mehr Felder vorwärts spurten, je mehr Fahrer dort stehen und je höher die gespielte Karte ist. Wer also auf ein Feld mit fünf Fahrern zieht und eine Fünf spielt, darf 25 Felder vorwärts. Das ist beim Biathlon jetzt vorbei, ganz so viel AUF GEHT’S! ist nicht mehr drin. Egal wie viele Figuren auf dem Zielfeld stehen, es geht nur noch um den ausgespielten Kartenwert zusätzlich vorwärts. Reicht auch … muss man aber auch machen. Keiner sollte sich hinter das Feld setzen und dadurch den Anschluss verlieren. Sonst reicht es nämlich nicht mehr ins Ziel. Windschatten ist noch immer das A und O, weil ja jeder denselben Kartensatz hat, und die Gesamtzugweite aller Karten reicht eben nicht ins Ziel.
Im Schnee ist es aber gar nicht so einfach, Windschatten auszunutzen. Die Loipe hat nicht immer die volle Spurenzahl. Es reicht nur für fünf oder noch weniger Athleten nebeneinander. Da kann es durchaus eng werden. Das sollte man einkalkulieren. Entweder, weil man Konkurrenten – je mehr mitspielen, desto öfter – oder auch sich selbst ausbremsen kann.

Und dann gibt’s da noch den Anstieg, auf den Bergfeldern wird’s natürlich mühsamer. Zum einen sind dort besonders wenige Loipen, zum anderen gibt’s kaum Windschatten. Wer auf ein Bergfeld zu anderen Fahrern zieht, kommt per se nur um ein Feld weiter voran. Spurten am Berg – nicht möglich. Besser man zieht direkt über die Bergfelder hinweg … oder zieht auf die beiden Ereignisfelder vor und hinter der Bergstrecke. Ereigniskarten sind so oder so, kann man sich drauf einlassen, muss man aber nicht. Schon schön, wenn man eine Nachladekarte zieht.

Denn es geht ja auch ums Schießen. Nach einer Runde kommt die Schussbahn. Fünf Schüsse mit der Schießmaschine, das erfordert schon Geschick. Geht’s daneben, kann man ein Mal nachladen. Ansonsten heißt es: Für jeden Fehlschuss eine Strafrunde. Sind zwar nur zwei zusätzliche Felder … aber 10 Felder sind auch kein Pappenstiel. Da macht es Sinn, vorher den Umgang mit dem funktionstüchtigen, aber reichlich handgemachten Schussapparat, zu üben.

Handgemacht ist bei diesem Spiel überhaupt das Stichwort. AUF GEHT’S! hat diesen gewissen unprofessionellen, aber sehr sympathischen Charme. Gerade wegen der Grafik hebt es sich deutlich von den aktuellen, durchdesignten und professionellen Spielen ab. Kein Kleinverlags- und Crowdfundingspiel würde sich heute noch trauen, so auszusehen. Bei AUF GEHT’S! ist die Zeit irgendwie stehen geblieben, und das macht das Spiel zu einer Besonderheit. Mir gefällt es außerordentlich gut, auch weil die Grafik an die von Rudi Hoffmann erinnert.

AUF GEHT’S! hat gegenüber dem 6-TAGE RENNEN einen anderen Charakter. Durch das Schießen ändert sich das Spielgefühl. Mehr Aktion und Spaß als reine Fahrtaktik. Muss man mögen, dass ungeschickte Finger den Erfolg beim Rennen gefährden. Also vorm Schießen runterfahren, die Sanduhr starten und die fünf Schüsse konzentriert und zügig abgeben … und die anderen müssen es erstmal besser machen.

Ist das was für Sie? Je nachdem, was Sie bevorzugen, reicht das alte 6-TAGE RENNEN. AUF GEHT’S! ist allerdings das bessere Familienspiel. Voraussetzung ist jedoch, dass man wenigstens zu viert spielt, besser aber zu noch mehr. Das ist die große Crux, vielleicht aber auch die Chance für das Spiel. Es gibt ja gar nicht mehr so viele Spiele für mehr als vier Spieler. Und Sammlern sei gesagt: Nur 500 Stück und nur direkt beim Verlag.

Zuerst veröffentlicht in der Fairplay

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