Sonntag, 10. Mai 2009

Rezension: Im Schutze der Burg

Hoppla, schon vorbei?!

IM SCHUTZE DER BURG spielt es sich schnell - viel schneller als man denkt. Schon wird der Gewinner ermittelt. Dann kommen auch die Lehrlinge in der Burg zur Geltung. Während der Partie kann man sie dort unterbringen, wenn man Gebäude der Burg errichtet. Wie viel ein Lehrling Wert sein wird, kann man abschätzen, in einigen Fällen auch gezielt beeinflussen. Die Lehrlinge können am Ende noch viele Punkte einbringen, so kommt man auch voran, wenn man wenigere, billigere Gebäude baut. Wie gesagt, können … nicht müssen.

Wer es konservativer mag, sammelt Baustoffe und baut mit dem Steinmetz Gebäude. Die bringen sofort Siegpunkte ein. Aber ob die ganze Planung aufgeht? Darüber entscheidet die gewählte Karte. Alle suchen sich aus ihrem Satz eine Karte aus, legen sie mit der Rückseite nach oben aus. Gleichzeitig wird aufgedeckt … was letztlich über die Art der Aktion und die Reihenfolge der Züge entscheidet. Das ist kurz, knackig und auch einigermaßen spannend. Wer wird welche Karte spielen, wer spielt den Baumeister, um 5 Punkte für jedes Bauvorhaben der anderen abzugreifen. Wer immer den Baumeister spielt, hat vielleicht noch ein anderes Ziel. Mit seiner Hilfe bekommt man alle ausgespielten Karten wieder zurück auf die Hand und hat wieder die komplette Auswahl unter all seinen Karten.

So geht es Schlag auf Schlag, Karten ausspielen, Aktion ausführen. Da darf man nicht trödeln, nicht zögern zu bauen – auch wenn mal ein Baumeister mitmischt. Das Bauen ist eigentlich raffiniert gelöst, entpuppt sich aber dann als rechnerisches Hemmnis. Man muss nämlich allergenauestens ausrechnen, wie und in welcher Anzahl man seine Baustoffe kombiniert. Es erscheint einfach, die zwei Bedingungen einzuhalten: Mindestens drei verschiedene Baustoffe, aber genau bezahlen. Die Preise für die Gebäude sind alle gerade, was gleichzeitig hilft und auch wieder nicht. Bei der einfachen Summierung der Baustoffe(werte) ist schon mancher ins Grübeln gekommen. Dann wird der Schatten der Burg immer länger, dann drehen die andern Däumchen oder fangen gar an zu beraten, wie man die Rohstoffe am besten kombiniert.

Manch einer ist dann doch froh, dass IM SCHUTZE DER BURG doch schnell dem Ende zugeht. Zu wenig Entwicklung, zu groß auch der Ärger, wenn man geschröpft wird, wenn die anderen mitverdienen oder eigene Rohstoffe einsacken. „Ist doch egal, welche Karte ich auswähle, es geht sowieso schief, da kann ich doch gleich eine ungesehen aus dem Stapel ziehen.“ Kann man tatsächlich, wird aber nicht viel bringen. Einige Aktionen sind zwingend für bestimmte Strategien, da muss man schon „seinen“ Plan gezielt verfolgen. Mir gefiel die Geldstrategie mit Maurer und Boten ganz gut, zumal wenn es gelingt, zwei Lehrlinge auf den Markt zu setzen. Ist mir einmal sogar gelungen, gewonnen hat aber trotzdem Mr. Konservativ: Gebäude gegen Siegpunkte.

Eigentlich kann ich diesem sehr schönen und eleganten Spiel immer mehr abgewinnen als meine Mitspieler. Denen ist es viel zu trocken, zu mechanisch, zu grübelig. Wie sagte Jürgen – mein Kollegenspieler: „Solide, aber nicht überragend.“ So ist es wohl, bei aller äußeren Schönheit IM SCHUTZE DER BURG.

Wolfgang Friebe

IM SCHUTZE DER BURG von Inka und Markus Brand für 2 bis 4 Personen, Eggertspiele 2008

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