Dienstag, 26. Februar 2019

Rezension: Würfelgemüse von Board & Dice

Danny Devine: WÜRFELGEMÜSE für 2 bis 4 Spieler mit Illustration von Tyler Myatt bei Board&Dice 2018

Gärtnern für lange Hälse


Thema: Karotten, Tomaten und Kohlköpfe anbauen. Oder doch statt Kohl eher Salat? In der Regel steht, dass es Salat ist. Auf dem Cover sieht es aber stark nach Wirsing aus. Und überhaupt zeigt das Cover eher einen Wettbewerb unter Kleingärtnern. Wer hat das dickste Gemüse? Bei WÜRFELGEMÜSE gewinnt ganz klar die Karotte vor der Tomate. Die Karotte auf dem Cover ist riesig, wirklich ein Mutantengemüse. Pech für den Kohl! Oder doch den Salat. Die Proportionen auf dem Cover sind aus den Fugen geraten. Nur der dicke Bauch passt zum Gärtner.

Optik: Ganz knuffig. Vielleicht spielt das ja auch in der Welt von Wallace & Gromit. Erinnert mich stark an den Film „Auf der Jagd nach dem Riesenkarnickel“. Würd' ja auch zum Thema Gärtnern passen. Die Regel bietet auch gleich ein Suchspiel: „Finde die 11 Unterschiede auf den beiden Wertungsblöcken.“ Beide sind im Regelheft winzig abgebildet, natürlich habe ich die Unterschiede übersehen. Sonst ist alles ganz schnuffig gestaltet, wenn wir denn Karotten, Tomaten und Salate in die Felder malen. Und nicht nur Kreise, Vorfahrt-Achten-Schilder und Quadrate. Was aber stört: Die orangen Würfel für die Karotten lassen sich nur schwer von den roten Würfeln für die Tomaten unterscheiden. Dass das niemandem aufgefallen ist?!

Mechanik: Die Würfel liegen frisch gewürfelt in der Mitte. Reihum darf sich jeder einen Würfel nehmen, und anfangs noch beliebig in einer Spalte mit der entsprechenden Augenzahl das gewählte Gemüse einzeichnen. Verstanden?! In Kleingarten ist alles geregelt. Ein Würfel bleibt übrig, der wird an den entsprechenden Markt geliefert, dort einer von sechs Kreisen abgestrichen … was gleichbedeutend mit dem späteren Wert des Gemüses ist. Also: Der Startspieler würfelt immer alle Würfel neu, dann wählen alle reihum einen Würfel und bauen das entsprechende Gemüse an. Ab der zweiten Runde heißt das dann: Salat an Salat, Tomate an …


Fazit: Aus der Gartenordnung entstehen Zwänge und lange Hälse. Ganz lange Hälse, denn je weiter das Spiel fortschreitet, desto wichtiger wird es, fremde Gärten im Auge zu behalten. Wer wird welchen Würfel sofort nehmen, weil vielleicht sonst keiner mehr in den Kleingarten passt? Welchen Würfel kann ich den anderen wegschnappen? Welchen muss ich unbedingt nehmen?
Einen hilfreichen Trost gibt es aber noch: Wer einen Würfel nimmt, der nicht in den Garten passt, darf ihn stattdessen ans Schwein verfüttern und dort von links nach rechts und oben nach unten einen Kreis abstreichen. Ist eine Zeile voll, darf ich einmalig im Spiel einen Würfel um ein Auge nach oben oder unten drehen. Das kann ungemein hilfreich sein.

Und bitte die Marktstände im Auge behalten. Was nützt es, in großem Stil Tomaten anzupflanzen, die am Ende nur zwei Punkte pro Stück einbringen. Vielleicht sollte man besser auch bei der Auswahl darauf achten, welche Würfelfarbe am Ende übrig bleiben wird. Der Einfluss ist aber – außer beim letzten Spieler – eher gering. Auch der hat nur die Wahl unter zwei Würfeln, nicht zwingend unter zwei Gemüsesorten.

Schluss ist, wenn entweder alle Felder in einem Garten oder alle Felder in einem der drei Marktstände gefüllt sind. Oder, was seltener der Fall sein dürfte: Wenn alle 42 Schweinekreise abgestrichen sind. Dann kommt die große Abrechnung, dafür reicht das kleine 1x1.

Ranking: Tja, eigentlich mag ich Gärtnerthemen und Würfelspiele sowieso. Felder abzustreichen ist aktuell auch ganz hip. Fragt sich nur, warum hier so vieles falsch gelaufen ist. Rote und orange Würfel lassen sich schlecht unterscheiden, die Regel ist teils unglücklich formuliert und formatiert, das „Finde den Unterschied“ auf den Blöcken hätte locker durch unterschiedliche Hintergrundfarben vermieden werden können. Diese Fehler in der B-Note sind zwar nicht spielentscheidend, sorgen aber mit dafür, dass das zudem eher laue WÜRFELGEMÜSE selten bis gar nicht mehr auf meinen Tisch kommen wird. Kann man mal spielen, muss man aber nicht. Kein Spiel für die Spitzengruppe unter allen Abstreich-Würfelspielen. Schade um die sehr hübsche Schachtel.

Zuerst veröffentlicht in der Fairplay 125



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