Das ja 'nen dickes Ding. Astrid hat es heute aus ihrem „schwarzen Hund“ gezaubert. Schwer hat sie daran geschleppt. Und was kommt aus der Schachtel? Ein Haufen Miniaturen-Gangster, ein nachtschwarzer, seltsam verwaschener Manhattan-Plan und eher unscheinbare Karten. Aber das Geld sieht doch gut aus, oder? Ja, das Geld sieht schon gut aus, alles andere ist optisch eher unterdurchschnittlich.
Und das Cover zeigt natürlich den Paten. Ich frage mich gerade, ob der das Spiel nur besoffen erträgt. Der Tumbler, der sich schamhaft hinter dem Flacon versteckt ist bis fast unter den Rand voller Whiskey. Achja, ist ja Prohibition, da gab's in den Staaten keinen Alkohol und wurde trotzdem ins Land geschmuggelt.
Und was hatten die Amis davon? Es gab Speakeasies, jene versteckten Bars, von denen jeder außer den Moralaposteln wusste. Was die Tugendwächter nach der Prohibition nicht bedacht hatten: Die Mafia ist einfach geblieben. So ist das, wenn man den Teufel austreiben will. Es kommt einfach ein neuer … Genug des Moralisierens. Erstens bekommt jeder, was er verdient. Und zweitens bin ich genau deshalb sauer. Stinksauer! Auf unseren Paten und auf dieses fiese Spiel.
Hier werden Qualitäten sichtbar. Nicht unbedingt im Material, auch eigentlich nicht im Spiel selbst, eher bei mir. Ich kann einstecken. Und wie! Immer und immer wieder. Was soll's, macht ja nix. Meine toten Gangster kommen ja nach jeder Runde aus dem Hudson zurück, stehen mir aufs Neue zur Verfügung. Aber sie sind nur wenig überlebensfähig, das weiß ich gleich, denn über kurz oder lang landen sie wieder im Hudson. Ebenso wie meine Hoffnung auf mehr Geld im hübschen Köfferchen.
Heute brauchen wir keinen Paten, wir haben unsere Patin. Es kommt sogar zu Gefechten zwischen Jürgen und mir, statt auf Astrids Gangster loszugehen. Astrid braucht nur zuzusehen und die Reste abzuräumen. Es ist immer, immer, immer nachteilig, wenn ein Mafiosi Manhattan oder Brooklyn verlassen muss. Es gibt aber so wunderbare Aufträge, die wenn erfüllt, alles abräumen, was das so in 'nem Viertel rumsteht. Da entstehen Zwänge: Will ich im Brennpunkt des Geschehens meinen Gangster platzieren oder doch lieber am Rand, wo ihn keiner stört, aber es auch weniger zu holen gibt? Astrid macht uns Angst, sie hat uns im Griff.
Na gut, sie setzt schon sehr stark auf Aufträge … und räumt uns damit aus dem Weg. Geld strömt in Massen in ihren Koffer. Jürgen und ich stehen da, wie blutige Anfänger-Gangster. Viel gewollt, wenig bis nix bekommen, dafür sauber abgeräumt. Wir kriegen lange Zähne. Astrid gewinnt locker mit 75 gegen 57 und 54 Dollars. Ob wir uns nochmal nach Manhattan trauen? Geh' mir doch weg, Chicago hat bestimmt das schönere Spiel... Und 'ne Materialschlacht brauche ich dafür auch nicht unbedingt.
Das 358. Montagsspielen am 11.12.2017 (33/2017)
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