Montag, 6. Juli 2015

Rezension: Colt Express von Ludonaute „geht gut“


Christophe Raimbault: COLT EXPRESS für 2-6 Spieler mit Grafik von Jordi Valbuena bei Ludonaute 2015 im Vertrieb bei Asmodee

Thema: Ohja … Western … hat's als Spiel nicht leicht. Als Zugräuber räubern wir uns durch die Abteile und steigen ab und an auch aufs Zugdach.


Optik: Der erste Eindruck eines Mitspieler: Die Waggons sehen ja aus wie Jugendherbergsbetten. Egal, es sind immerhin sechs Waggons und eine Lokomotive in der Schachtel. Und natürlich macht es Mühe, die aus Kartonstanzteilen zu montieren. Egal, das klappt schon, denn als Belohnung spielen wir in und auf dem Zug. Rundherum kann, wer will, noch Kakteen oder kleine Felsen drapieren.



Mechanik: Auch wenn wir mit dem Zug spielen, COLT EXPRESS ist eher ein Kartenspiel. Mit den Karten steuern wir unseren Räuber, genauer: Wir programmieren ihn, wie und was zu tun ist. Fünf Rundenkarten geben die Regieanweisung. Wie viele Karten werden auf den Stapel gelegt? In welcher Phase der Runde legen wir verdeckt? Wann in welcher Reihenfolge? Und welches Ereignis tritt ein, nachdem sich alle Zugräuber bewegt haben?
Sechs Karten hat man für jede Runde auf der Hand, nicht alle werden gespielt. Außerdem ist es manchmal cleverer, drei Karten nachzuziehen statt eine auszuspielen.


Sind die Karten alle gespielt, wird der Stapel umgedreht und die Banditen führen nacheinander ihre Aktionen aus. Ob's aufgeht? Trifft der Schuss oder der Faustschlag? Liegen noch Geld, Diamanten oder der Koffer des Sheriffs im Abteil, wenn man zugreifen will? Ist einem schon jemand in die Quere gekommen? Oder taucht der Sheriff wieder auf?

Will heißen: Man muss mitdenken, überlegen, wer wohl wie agieren und ob man ihm noch zuvorkommen kann. Die Zugreihenfolge ist ebenso wichtig, wie die Sonderfähigkeiten der einzelnen Banditen.

Noch ein Wort zu den Duellen. Die Banditen schießen nur aufeinander, im Zug nur bis ins nächste Abteil, auf dem Dach auch weiter. Und wer getroffen wird, bekommt eine Patronenkarte in sein Deck gemischt. Wer oft getroffen wird, muss mit mehr Nieten auf der Hand rechnen. Ist so ähnlich wie mit den Fluchkarten bei DOMINION.

Und weil wir hier schon bei gewissen Ähnlichkeiten sind, sind Ähnlichkeiten mit dem guten alten ROBO RALLY zu erkennen. Ja, auch da wurde der Zug des Roboters programmiert. Durch die Fabrik, nicht durch den Zug!

Fazit: Welche Erwartungen haben Sie an COLT EXPRESS? Können Sie sich in dieses Improvisationstheater mit einigen wenigen Regieanweisungen einbringen oder erwarten Sie eher ein komplett planbares Spiel? Mit ein bisschen Spielerfahrung, mit dem richtigen Einschätzen der Mitspieler, wird COLT EXPRESS durchaus planbarer. Nicht bis in die letzte Konsequenz, da seien die Mitspieler vor, wenn sie Karten verdeckt auf den Stapel spielen.

COLT EXPRESS ist deshalb für mich eher ein wunderschönes und vor allem spaßig lockeres Spiel. Was passiert, das passiert. Ich kann mich über so manche unerwartete Wendung freuen oder auch mal den Frust wegstecken, wenn es nicht nach meinen Wünschen läuft. Macht mir nix. COLT EXPRESS hat schon ganz besondere Qualitäten. Es ist ein geradezu ideales Familienspiel – eher Fun, Frust und Schadenfreude, aber nicht zu viel Anspruch. Das ist für mich tatsächlich ein Spiel des Jahres.

Im Übrigen ist nur die Seite echt, in der das Logo auf den Bildern zum Logo oben auf der Seite passt. Alle anderen Seiten haben sämtlichen Inhalt von meiner Seite gestohlen.

1 Kommentar:

  1. Hallo Wolfgang. Manchmal staune ich über deinen aussergewöhnlichen Spürsinn. Am Tag des grossen Preises bist du mit dem richtigen Spiel zur Stelle. Du bist deiner Zeit weit voraus... na ja, wenigstens ein paar Stunden. ;-)

    AntwortenLöschen

Vielen Dank für Ihren Kommentar.

Nur noch einen (kurzen, längeren, langen) Augenblick, dann schalte ich Ihren Kommentar (bestimmt, vielleicht, nie) frei.

Gänzlich anonyme Kommentare veröffentliche ich nicht.