Marcel-André Casasola-Merkle:SANTA CRUZ für 2 bis 4 Personen bei Hans im Glück 2012, Illustration von Michael Menzel
Ob's unter Spielern welche gibt, die Inselspiele sammeln? Nicht solche Spiele, die man auf eine einsame Insel mitnimmt, sondern Spiele wie SANTA CRUZ. Diese Insel kommt kurz hinter HAWAI – natürlich nur rein zeitlich, weil doch später im selben Verlag aufgetaucht. Aber in der Spielewelt gibt’s ein paar richtig gute Inseln.
SANTA CRUZ wird Zug um Zug entdeckt: Was gibt’s wo zu holen? Wo baut man am besten seine Niederlassung? Wo also Leuchtturm, Kirche, Haus? Was besonders wertvoll wird, verraten einem die eigenen Wertungskarten, bei vier Mitspielern sind es nur zwei. Aber nicht nur die eigenen Wertungskarten sind von Bedeutung. Immer wenn jemand statt zu entdecken eine Wertung auslöst, gilt sie für alle. Also Augen auf: Wer macht was wo und wie kann man einsteigen? Im ersten Durchgang hat man nur eine Ahnung, denn wer welche Wertungskarten hat, offenbart sich erst in der Partie.
Im zweiten folgenden Durchgang besteht fast Gewissheit, worauf man spielen muss oder zumindest sollte. Letztlich weiß man allerdings nicht ganz genau, welche Wertungskarten wirklich im zweiten Durchgang geblieben sind und was wie viel wert sein könnte.
Ersteinschätzung: Klar, der Wertungsmechanismus von SANTA CRUZ ist interessant und trickreich. Ohne Frage auch, dass das Spiel ein klassisches „Man-sieht-es-oder-man-sieht-es-nicht“-Spiel ist. Wer hat schon bei den vielfältigen Möglichkeiten, den unterschiedlichen Wertungen und der teils unübersichtlichen Inseltopografie alles im Blick, kann alles bis ins Letzte ausrechnen? Schafft fast keiner, trotzdem probiert es fast jeder. Und angestrengtes Nachdenken produziert bekanntlich Pausen.
Stört mich aber heute gerade gar nicht, ich spiele SANTA CRUZ locker aus dem Bauch, zumal sich meine Chancen aufgrund meiner beiden Wertungskarten sofort offenbaren. Meine Richtung ist vorgegeben. Moment: Gibt’s da nicht noch einen gewissen Startspielervorteil? Kann sich ein Startspieler – die passenden Wertungskarten vorausgesetzt – nicht einen großen Vorteil sichern? Wer zuerst startet, kommt in der Regel auch zuerst ins Ziel. Der Startspielervorteil offenbart die ganzen „glücklichen“ Einflüsse auf SANTA CRUZ, von „geht gut“ bis „geht so“ dürfte alles an Spielverläufen drin sein. Für mich reicht es heute für ein „geht gut“.
Gewinner: Im ersten Durchgang schafft es Tom ans Gold, und ich muss Gold auch noch werten. Bringt viele Punkte für ihn. Derweil fange ich Vögel, glücklicherweise viele wertvolle Papageien. Im zweiten Durchgang schlägt dann meine Stunde, auch wegen meiner zahlreichen Papageien und der dazu passenden Wertungskarte. 133 Punkte stehen am Ende auf der Wertungsleiste, 124, 123 und 95 sind es bei den anderen.
Mittelmäßigkeit: Der Wertungsmechanismus haut es raus. Dass der Zeitpunkt, wer wann was wertet bzw. werten muss, entscheidend ist, ist die besondere Herausforderung auf SANTA CRUZ. Mein persönlicher Wermutstropfen: Ich kann mich immer noch nicht wirklich damit anfreunden, dass ich zwei Durchgänge desselben Spiels spielen muss, um wirklich alles auszuloten. Im ersten Durchgang ist viel Glück im Spiel, den zweiten regiert mehr Taktik. Und wenn man für den ersten Durchgang alle Wertungskarten bereits kennt, wird’s schon taktischer. Allerdings dann auf Kosten von Neulingen.
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