Michael Rieneck: DER PATE für 2 bis 4 Personen, Kosmos 2011
Bei dem Titel, dem Film, ist das Spiel so gut wie gänzlich unerwartet. Das Übliche halt … und doch irgendwie nicht. Denn der Motor des Business ist nicht Geldwäsche, Schutzgelderpressung, Mord und Totschlag, es sind vier Würfel, Ansehen oder Einfluss. Geld ist nur der Tiebreaker, wenn feststeht, ob Ansehen oder Einfluss entscheidend ist. Wer zum Schluss nicht das Ende der entsprechenden Zählleiste erreicht hat, verliert auch mit den meisten Dollars die Partie.
Doch zurück zu den Würfeln in vier Farben. Die müssen auf einem Tableau aus vier Zeilen und sechs Spalten platziert werden – auf ein Feld jeder Zeile, wobei jedes Mal neu gewürfelt werden muss, nur nicht für die vierte Zeile. Zeile drei und vier werden durch den dritten Wurf bestimmt.
Ersteinschätzung: Das mit dem Würfeln ist mühsam. Wofür kann man welchen Würfel gebrauchen? Welches Feld auf dem Tableau bewirkt was? Wie muss man setzen, um das oder das zu erreichen? Welchen Würfel muss man sich dafür aufsparen? Wie wirkt das überhaupt alles zusammen? Alles Fragen, die auch wir irgendwann beantworten können, nur war es da leider schon um den Paten geschehen. Solide Autorenkunst ja, aber Seele? Haben wir keine entdeckt, nichts zog uns ins Spiel, alles kalt und konstruiert.
Höhepunkt des Desinteresses: Statt unsere einsitzenden „Familienmitglieder“ aus dem Knast für nur 2.000 $ frei zu kaufen, haben wir alle die billigere Lösung gewählt. Ab mit ihnen in den Hudson. Ob die mit Beton gefüllte Spieleschachtel auch dort landen wird? Stopp – nein – bestimmt nicht, dafür ist Franz Vohwinkels Grafik einfach zu umwerfend. Man sollte das Spielfeld an die Wand nageln. Gibt ein gutes Bild. Ein versenktes Spiel ist längst nicht so abschreckend.
Gewinner: In den sieben Runden ist es für keinen von uns ein Problem, das letzte Feld der grauen Ansehensleiste zu erreichen. Und wer hat das meiste Geld? Ab sofort bin ich DER PATE.
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