Martin Wallace: LONDON für 2 bis 4 Personen, Treefrog 2010
London ist gerade abgebrannt, und wir bauen es wieder auf. Mit Karten! Zeitlich geht es bis zum Bau der Tube. Unterwegs erleben wir viel, besonders viel Armut. Das ist das Kreuz von London, die Armen vermehren sich. Wer nicht Karten ausspielt, ein Stadtviertel „kauft“ oder einfach nur drei Karten vom Nachziehstapel zieht, der schafft sich Arme an den Hals. Denn wer „regiert,“ muss Arme aufnehmen. Dafür gibt es eine Formel: Anzahl der ausliegenden Karten(stapel) plus Anzahl der Handkarten minus Anzahl eigener Stadtviertel. Das lässt sich auch vereinfachen: Viele Karten – viele Arme. Man muss sich dem Rhythmus anpassen. Erst Karten ausspielen, aber bloß nicht in zu viele Stapel, dann „regieren“, dann ein Viertel kaufen. Oder doch eine andere Reihenfolge? Auf jeden Fall schafft man sich mit jedem neuen Viertel mehr Karten auf die Hand. Und viele Karten sind schlecht! Oder doch nicht?
Ersteinschätzung: LONDON ist kein Spiel, das man gleich durchschaut. Dafür gibt es zu viele verschiedene Karten mit zu vielen verschiedenen Auswirkungen. Das Spiel ist komplex, hat einen besonderen Rhythmus, den man erstmal erfahren muss. Da kann man auch auf die bekannte Schn... fliegen. Ich fliege so richtig, verstehe nur Bahnhof und begreife das Spiel erst, als ich ganz unten in der Gosse angekommen bin.
LONDON dauert lange, in der allerersten Partie sowieso. Man macht und tut, staunt über so manche Auswirkung, den Wildwuchs der Armen, erkennt die Zusammenhänge, passt sich an … wenn es denn nicht schon zu spät ist. Was man allerdings gar nicht besonders zu beachten braucht, sind die Aktionen der Mitspieler. Man ist sowieso schon mit seiner eigenen Kartenhand, der eigenen Auslage und der eigenen Planung beschäftigt. Was die anderen machen ist peng! Irgendwie kommt da das DOMINION-Gefühl ins Spiel, man spielt für sich. DOMINION ist allerdings deutlich kürzer. Und Kartentexte lesen bzw. Kartenfunktionen verstehen muss man auch. DOMINION beherrsche ich, LONDON beherrscht mich. LONDON wird die Meinungen teilen.
Gewinner: Gastspieler Dieter hat LONDON am besten im Griff und gewinnt souverän mit 53 Punkten. Die Punkte der anderen: 40, 34 und -6. Jetzt raten Sie mal, wer im Minusbereich gelandet ist. Und wie habe ich die zweite Partie gespielt? In einer gemischten Runde aus zwei Damen und zwei Herren habe ich mit 63 zu 55 zu 42 zu 30 gewonnen. Da wusste ich schon, was ich tun muss. Die Damen allerdings würden das Spiel nicht mehr anpacken. Zu verkopft, zu männlich, zu statisch. Schade …
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