Am Anfang war nicht das Feuer
… trotzdem brennt es überall. Es ist schon erstaunlich, wie man sich untereinander mit nur vier Steinzeitjägern bis aufs Messer befehden kann. Überall droht Gefahr, nicht von der potenziellen Jagdbeute, es sind eher die Mitspieler, auf die man achten muss. Und wer das nicht tut, muss sehen, wo er bleibt. Im wahrsten Sinne des Wortes: Womöglich wird sonst eine Figur isoliert und zur Untätigkeit verdammt. Das könnte man auch positiv sehen: Eine Figur weniger, um die man sich kümmern muss.
Das Thema ist ja so alt wie die Menschheit, das Spiel nicht minder, ist es doch quasi eine Kreuzung aus AFRICA und PACKEIS AM POL. Mit vier Figuren schlagen wir uns erst durch den Sommer, sammeln Punkte- und Serienchips vom Brett. Sie wissen schon: Je mehr von einer Sorte, desto mehr Punkte. Weil man nicht genau kalkulieren kann, wie viele Punkte man damit machen kann, sollte man gezielt Zweier- und Dreierchips einsammeln. Ach, eigentlich auch die Einer, wenn sie auf dem Weg liegen. Auch Waffenchips sind wichtig, nur damit darf man überhaupt Mammut-Chips betreten, um diese fetten Punkte einzusammeln. Fürs Einsammeln und/oder jagen stehen zwei Bewegungen zur Verfügung. Entweder mit einer Figur zwei, oder mit zwei Figuren je ein Feld. Der Chip auf dem verlassenen Feld wird dann zur Beute. Nur Waffen bleiben offen ausliegen.
Man sollte während des Sommers - der ersten Spielrunde - die vier Winterlager besuchen, um dort eine Kiste abzulegen, denn jeder Besuch berechtigt, im Winter eine Figur einzusetzen. Im Winter gibt’s eine neue Auslage, dann sind mehr Mammuts unterwegs. Wenn man die fetten Punktebringer jagen will, sollte man schon Sommers Waffen für die Jagd einsammeln. Allerdings: Für ein Dreier-Mammut eine Waffe zu opfern ist schon selten dämlich.
Die Auslage, egal ob Sommer oder Winter, ist zufällig. Es liegen aber nicht nur Beutechips und die vier Lager aus, auch ganz normale Wege, die natürlich liegen bleiben, wenn man sie verlässt. Auch damals gab es schon einen gut ausgebauten öffentlichen Nahverkehr. Es geht auch schneller, als sich nur in Zweierschritten zu bewegen: Steinzeit-Underground aus fünf Höhlen. In eine Höhle rein, aus irgendeiner Höhle wieder raus. Das sorgt für strategische Finessen und Überraschungen. Natürlich bleibt der ÖPNV im Winter so erhalten wie er ist, hat sich ja bereits bewährt. Man lernt schnell, wie man den ÖPNV vorteilhaft einsetzt.
JÄGER UND SAMMLER ist ein echter, unverfälschter Knizia. Wo kann man sich selbst ein Territorium schaffen, um ungestört Chips einzusammeln? Wo gibt es die lukrativsten Chips? Wo wird gerade eine Figur in eine ungünstige Insellage abgehängt? Kann ich die Tunnel rechtzeitig nutzen, um meine Figur an einem ganz anderen Ende noch abzugreifen? Erreiche ich noch alle Winter- und später die Sommerlager? Und was sammeln die anderen? Wo muss man aktiv werden, wo kann man abwarten? Wo baut man eine Drohung auf? Gerade weil viel möglich, aber auch viel gefährdet ist, bleibt JÄGER UND SAMMLER durchweg spannend. Hilfe, es brennt! Überall! Das ist zwar nicht originell oder innovativ, aber doch gut zu spielen.
Trotzdem hat das Spiel einen Pferdefuß, eigentlich sogar zwei. Man muss Knizia in seiner ursprünglichsten Ausprägung wirklich mögen. Ewig diese Zwänge. Wenn ich hier was mache, brennt es an anderer Stelle in der nächsten Sekunde unter meinen Füßen. Opfert man sogar eine Figur und spielt im Winter nur mit Dreien weiter? Da kommt schnell Frust auf, wenn man mit zunehmendem Kontrollverlust nicht umgehen kann. Um alles kann man sich nicht kümmern. Dann taucht auch schon der zweite Pferdefuß auf, wenn jemand es nicht sieht, was sich da und dort zusammenbraut. Da kann man als Profi unbedarfte Mitspieler ganz schnell abmeiern. Tja, dann müssen diese Damen und Herren eben üben, bis sie's sehen. Das halte ich allerdings für schwierig. „Man-sieht-es-oder-man-sieht-es-nicht-Spiele“ muss man in den Genen haben. Hilft nur eines: Entweder nur mit Sehern oder nur mit Nicht-Sehern spielen. Mischen darf man die beiden Gruppen nicht.
p.s.: Eine perfekte Schachtel und eine gute Idee von Amigo:
„Nachdem Sie alle Plättchen aus den Stanzbögen gelöst haben, werfen Sie die leeren Stanzbögen bitte nicht weg! Nehmen Sie einfach den Sortiereinsatz aus der Schachtel und legen Sie die leeren Stanzbögen auf den Boden der Schachtel. Dann legen Sie den Sortiereinsatz auf die Stanzbögen. So fällt das Spielmaterial auch bei senkrechter Lagerung der Schachtel nicht durcheinander.“
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