Donnerstag, 31. Dezember 2009

Das Ende ... allen Suchens

In der Rezension über TOBAGO in der Fairplay 90 schrieb ich: „Eigentlich sucht doch jeder nach dem besten, dem perfekten, dem ultimativen Spiel. Manche sogar hauptberuflich, einige als Jury und viele so wie ich. Egal, wie man sich Spielen nähert, auf dieser Schatzsuche muss man spielen. Spiel für Spiel! Und für Vielspieler bedeutet die Suche eher Masse statt Klasse. Viel zu wenig Zeit bleibt, um einen Schatz zu ergründen, ihn wirklich zu heben. … werden getrieben von der Suche nach dem heiligen Spielregal, äh … Spielegral. Eine Schatzkarte aber hat niemand dabei. Wo landet man bei dieser Suche? ... Eher in vollgestopften Räumen, zugewuchert von Spieleschachteln. Ein ewiger Wildwuchs, der alles überdeckt, was war und ist. Das persönliche TIKAL. Unter Schichten von Schachteln verbergen sich Schätze, wie längst vergessene Ruinen einstiger Hochkultur.“
Auch ich ertappe mich dabei, für gut erachtete Spiele an die Seite zu legen, statt sie ausgiebig zu spielen, zu ergründen und auszukosten … oder viel zu viele Spiele zu kaufen, die ich gar nicht in der verfügbaren Zeit spielen kann … oder überhaupt Spiele zu erstehen, die ich zwar liebend gerne spielen würde, aber für die ich eigentlich gar keine Mitspieler habe. Warum nur? Um die guten Spiele für die Rente aufzuheben? In der Hoffnung, irgendwann einmal geeignete Mitspieler zu finden?
Bücher und Filme machen es da einem einfacher. Einmal gelesen, einmal geschaut, reicht es erstmal. Die Erinnerung hält eine Weile vor. Vielleicht ist es mit Spielen genauso. Allerdings könnte man, wenn man wollte, immer wieder in die Welt eines Spiels eintauchen, erlebt sogar viel mehr Abwechslung aus den Aktionen der Mitspieler als beim Lesen von Büchern oder Anschauen von Filmen. Erwächst daraus eine Verpflichtung? Alle Verlage höre ich rufen: „Nein!“ Und wir Kritiker stimmen mit ein. Denn wenn jeder immer und immer wieder nur DIE SIEDLER spielen würde, wie noch jeder vor 30 Jahren MENSCH ÄRGERE DICH NICHT immer und immer wieder gespielt hat, gäbe es für die einen nix mehr zu verkaufen, für die anderen keine Rezensionsmuster. Nur auf die Bremse treten, Fließbandspielen zurück fahren, das könnte man schon. Und gefundene Schätze wirklich heben. Zu finden statt ewig zu suchen. Nicht nur die Jury hätte dann mehr Zeit, wirklich zu spielen, statt jeder Neuheit hinterher hecheln zu müssen.

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