Dienstag, 30. Januar 2018

+ Riverboat von Lookout

Michael Kiesling: RIVERBOAT mit der üblichen Illustration von Klemens Franz für 2-4 Spieler bei Lookout 2017

Der Unterschied ist signifikant. Zwischen Schachtelcover und Spielmaterial … auf jeden Fall optisch. Draußen in Großbuchstaben RIVERBOAT und eine Hafenszene mit Mississippidampfer, drinnen regieren kleine bis winzige Pappplättchen das Geschehen. Mississippidampfer haben nur einen geringen Anteil am Spiel, wir sind eher Herren von Pappplantagen – allerdings ohne Baumwolle und Sklaven. Vielleicht wären wir auch Bierbrauer, wenn es nicht schon HEAVEN & ALE gäbe. Irgendwie ist eine gewisse Verwandtschaft zwischen beiden Spielen spürbar. Könnten Schwestern sein ...

Moment: Erst noch ein bisschen Regelkunde. Muss ja, denn wer nicht weiß, wie es geht, weiß auch nicht, wofür es so zwischendurch und am Ende Punkte gibt. Es geht um viel, viel Kleinklein, das allerdings nur in vier Runden à fünf Durchgänge. Beginnend mit dem Startspieler wählen wir, wer in welcher der fünf Runden Startspieler ist und den Bonus erhält. Den Bonus habe ich zuerst als zu klein erachtet. Ist er aber nicht. Immerhin bietet es Vorteile, als erster agieren zu dürfen, die erste Wahl zu haben.

In der ersten Runde verteilen wir Arbeiter auf die einzelnen Sechsecke unserer fünf Plantagen, gerade so, wie die Karten es vorgeben. Außer man bezahlt eine Münze, dann darf der Arbeiter auch woanders stehen. Das bloß nicht vergessen. Echt nicht! In der zweiten Runde wird gepflanzt, passgenau dort, wo Arbeiter stehen. Die Äcker besten aus einem, zwei oder drei Sechsecken. Passen die Ackerplättchen unter die rumstehenden Arbeiter? In der dritten Phase wird verschifft, endlich brauchen wir Raddampfer. Wer auch hier zuerst zugreift, bekommt den Bonus. In der vierten Runde kann man sich 'ne günstige Gelegenheit, sprich: Auftragskarten zulegen. Als fünfte und letzte Phase werden Kommissionäre platziert, die dann Scheunen, Brunnen und die günstigen Gelegenheitskarten werten. Das ist es schon … Haben Sie unterwegs an alle Punkteoptionen gedacht? Sind doch wirklich 'ne Menge Punkte zu machen.

Und dann ist da noch die Schlusswertung … Alles in allem bietet RIVERBOAT den größten annehmbaren Punktesalat. Das habe ich noch nicht erlebt, auf wie vielen Ebenen und für was es alles Punkte gibt. Soll ich mal anfangen? Moment noch, zwischendurch gab’s schon Punkte für Ackersechsecke, für Scheunen und Brunnen, für …

Ersteinschätzung: Im Grunde haben Sie meine Ersteinschätzung schon gelesen. RIVERBOAT kann man so oder so sehen: Als anspruchsvolles Punktepuzzle oder als nicht endendes Verzetteln. Worauf soll ich spielen? Was kann ich erreichen? Muss ich den Hafenmeister unbedingt voran treiben, damit die winzigen Mississippidampfer gewertet werden? Muss ich Arbeiter auf die Veranda schicken, um dort die Mehrheit zu erhalten. Äh ja, denn die bringen unterwegs Punkte.

Habe ich beides nicht getan. Weder Hafenmeister noch Verandasitzer. Ich habe mich trotzdem oder gerade deswegen total verzettelt. Das kann ich dem Spiel nicht vorwerfen, nur dass sich RIVERBOAT für mich eher wie Arbeit anfühlt. Und dass das Spiel optisch und materialmäßig eher unterdurchschnittlich daher kommt. Die winzig kleinen Punktezähler sind weniger als das, sie sind unterirdisch. Selbstverständlich hätte ich bei dem Titel und dem Cover mehr Mississippidampfer erwartet.

Gewinner: Astrid hat RIVERBOAT im Griff, sie macht die fetten Punkte mit den Mississippidampfern und den Jungs auf ihrer Veranda. Da komme ich nicht gegen an. Ich habe sicher ein paar fette Fehler gemacht, war zu geizig und habe zu wenige Münzen darauf verwendet, dem Zufall ein Schnippchen zu schlagen. Astrid gewinnt mit 138 zu 105 Punkten. Ob ich’s nochmal spiele? Ist mir zu trocken und wenn, dann würde ich noch eher zu HEAVEN & ALE greifen. Spielt thematisch auf demselben Level, ist aber ein nicht ganz so großer Punktesalat.

2 geht so

1 Kommentar:

  1. Riverboat ist tatsächlich ein sehr punktereiches Spiel. Es verlangt die volle Aufmerksamkeit und verzeiht fast keine Fehler, wenn man um den Sieg mitspielen will. Ein verpasster Münzeinsatz, ein falsch gewählter Dampfer - und die entscheidenden Punkte sind weg. Trotzdem gefällt's mir ;-) Oder gerade deswegen?

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