Mittwoch, 3. Mai 2017

Renzension: Halt mal kurz von Kosmos

Mau Mau mit Haken und Ösen?!

Marc-Uwe Kling, das Känguru, Friedrich-Wilhelm, Krapotke und Herta: HALT MAL KURZ für 2-5 (geht aber auch mit mehr) Spieler mit sehr minimalistischer Illustration von Alexander und Roman Klein sowie Theresa Brandau bei KOSMOS Verlag 2016

Thema: Marc-Uwe Kling und sein Untermietertier sorgen für Willkür und schlagen Nazis. Gemeint ist natürlich die pure Anarchie am Spieltisch. Wer hätte denn bei der Vorlage was anderes erwartet?
Optik: Irgendwie kommunistisch sparsam. Nur rote und türkisblaue Karten. Moment!? Zwei Karten sind so wie ... eben gelblichgrün. Die Farbe schreit: Fies, fieser, am fiesesten. Leider sind die kleinen, aber wichtigen Symbole in den oberen Kartenecken viel zu klein geraten. Das hemmt mitunter den Spielablauf.

Mechanik: Sie kennen doch MAU MAU. Und wenn Sie wissen wollen, wie welche Karten wirken, und es von Marc-Uwe und dem Känguru erklärt bekommen wollen, dann hilft nur eines: Auf Youtube nach „Halt mal kurz Regel“ suchen und das meistgeklickte Video anschauen. Nach den Klickzahlen ist das Video entweder lustig oder das Spiel hat bereits eine geradezu massenhafte Verbreitung gefunden. Mehr muss ich fast nicht schreiben … fast.

Wäre da nicht der erste reale Nazistapel, auf den man draufhauen darf und muss. Denn wer zu spät zuschlägt, der muss eine Karte nachziehen und entfernt sich vom Ziel, alle Karten loszuwerden … was man sowieso nie erreicht, solange man die gelblich-grün-fiese Razupaltuff-Karte auf der Hand hält. Die muss man loswerden, z.B. beim Schnick Schnack Schnuck oder bei der Vollversammlung. Dann wird per einfacher Mehrheit darüber entschieden, wer wem eine Karte gibt. Konkludent wäre, wenn der- oder diejenige eine Karte oder Kärtin an die- oder denjenigen abgäbe, die oder der aktuell die wenigsten Karten oder Kärtinnen auf der Hand oder Händin hält. Aber konkludentes Spielen ist selten immanent, wenn Anarchie regiert. Es ist übrigens eine ziemlich rechtsstaatliche Anarchie. Wer auf Polizisten schlägt, muss eine Karte ziehen. Komisch nur, dass Nazis und Polizisten auf den ersten Blick kaum zu unterscheiden sind.

Fazit: HALT MAL KURZ ist fast wie MAU MAU, nur mit Haken, Ösen und mit einer guten Prise Ärger. Ist gut, spiele ich gerne. Nur Nazis werden es nicht mögen, denn die werden hier vermöbelt. Und weil dieser Schluss auch umgekehrt gilt, sind alle Nazis, die das Spiel nicht mögen. Hut ab, Kosmos! Keine Feigheit vor dem Feind!

Ranking: Unter allen MAU MAU Ablegern ziemlich weit oben. Ich höre beim Spielen immer Marc-Uwe und das Känguru reden, schließlich habe ich die Bücher beim Autofahren rauf und runter gehört. Das macht es mir natürlich leicht, auch das Spiel gut zu finden.



Zuerst veröffentlicht in der Fairplay 117

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