Mittwoch, 13. April 2016

Rezension: Agent Undercover von Piatnik

Alexander Ushan: AGENT UNDERCOVER mit Illustration von Uildrim & Sergey Dulin für 3-8 Personen bei Wiener Spielkartenfabrik, Ferd. Piatnik & Söhne 2015

Pokerface gesucht!

Jedes Spiel braucht seine Zeit. Mitunter auch etwas länger … in diesem Fall, bis ich es ausgiebig spielen konnte. Besonders natürlich, weil - je mehr mitspielen, desto größer der Spielspaß – wirklich besser sechs bis acht Mitspieler notwendig sind. Zu weniger geht’s auch, aber es ist längst nicht so unterhaltsam. Der letzte Urlaub brachte endlich die Gelegenheit … und Gewissheit!

Worum es geht?! Den einen Agenten rechtzeitig zu entlarven, bevor dieser den gemeinsamen Aufenthaltsort errät. Allerdings weiß keiner, wer wer ist, und der Agent kennt seinen Aufenthaltsort leider nicht.

Was man machen muss?! Klug fragen und clever antworten. Also, ich stelle dir eine Frage, die du beantwortest, woraus ich wieder rückschließen kann, wo wir uns allesamt befinden. Und falls du der Agent bist, darfst du nicht zu lange zögern oder zu abseitig antworten. So geht’s weiter, wobei niemals der Frager von gerade zurück befragt werden darf.


Wie das dann klappen soll?! Du musst gut zuhören, assoziieren können und zumindest einen groben Überblick über die 25 möglichen Aufenthaltsorte haben. Jedenfalls und ganz besonders als Agent. Nix ist schlimmer, als wenn sich der Agent die möglichen Aufenthaltsorte während der Partie auf der Übersichtskarte durchliest oder deren Abbildung in der Regel studiert. Augenzeugen sind schließlich überall.

 Und wer entlarvt wen?! Wann immer jemand meint, den Agenten zu erkennen, darf er Anklage erheben. Aber nur wenn alle zustimmen, wird die Identität des Angeklagten offenbart. War's zu Recht oder nicht? Auf jeden Fall gibt’s ein großes „Hallo“ … wenn es wirklich der Agent war, nur ein kleines „Yeah!“, falls es der Falsche war. Dazu noch ein paar Siegpunkte, aber die gehen wahrscheinlich eher unter. AGENT UNDERCOVER bietet eben mehr Erlebnis als Siegpunkte. Achja, der Agent kann den Aufenthaltsort einfach offenbaren, wenn er weiß oder vermutet, wo wir allesamt sind.

Und was kann schief gehen?! Allein deine Frage oder Antwort entscheidet. Wie viel gibst du preis? Was können die anderen Agenten daraus folgern und was der Agent? Fliegst du als Agent mit deiner Antwort auf, weil sie nichtssagend oder zu abseitig ist? Hilfst du den anderen Mitspielern oder offenbarst du dem Agenten zu viel? Kommen die anderen mit deiner Denke klar? Wie gut kennen sich die Mitspieler?

Was noch wichtig ist?! Pokerface, keine Miene verziehen, nicht zu lange zögern. Nur damit wird man zum guten Agenten. Den Blicken der Mitspieler unbedingt standhalten, nicht in ein Grinsen verfallen. Und als Agent eine falsche Anklage bloß nicht zu offensiv unterstützen, ruhig Zweifel säen, sich dann umstimmen lassen.

Erfordert AGENT UNDERCOVER subtiles Spielen?! Logisch … Das Spiel ist also nix für Mikromanagement-Spieler, die Spielen als geistigen Wettstreit sehen. AGENT UNDERCOVER ist Unterhaltung, nichts als Unterhaltung … mit einer guten Prise Psychologie. Und gewisse Fragen muss man auch ausschließen, die sich allzu sehr auf die Bilder der Karten fokussieren. Wer aber mit seinen Mitspieler darüber diskutieren muss, lässt AGENT UNDERCOVER besser links liegen.

Noch was?! Ja, klar, die original Zipp-Tüten von Piatnik sind so unterirdisch, dass ich sie bereits durch dickere Tüten ersetzt habe. Ich musste zwar alle 25 Packs à acht Karten neu eintüten, aber das war's mir wert. Nur warum war es Piatnik nicht wert, gleich für bessere Qualität zu sorgen. Glauben die nicht an die Güte dieses Spiels? Es könnte ein Longseller werden …

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