Montag, 2. August 2010

Rezension: Hotel Checkout

Ariel Laden: HOTEL CHECKOUT für 2 bis 4 Personen, Tactic, zuerst veröffentlicht in Fairplay 90

Die Wiederkehr der Achtziger

Da kommt man aus dem Urlaub und hat ein Spiel mehr im Gepäck. Eines musste ich kaufen – wenigstens eines. MEXICAN TRAIN von Tactic sollte es sein, gibt es ja bei uns nicht. Habe ich so gedacht und zu Hause nicht wirklich überprüft ... Natürlich gibt es MEXICAN TRAIN bei uns, natürlich von Pegasus. Tja, hätte ich ob der Güte dieses Spiels eigentlich nicht erwartet. Auch nicht, dass es Spiele von Tactic tatsächlich nach Deutschland schaffen. Hatte ich doch schon in Dänemark Spiele der Finnen gekauft ... Aber jetzt ist es so weit: Tatata, Tusch, tausend Fanfaren: Winning Moves vertreibt Tactic jetzt bei uns. HOTEL CHECKOUT könnte doch was für mich sein, meinte man bei Winning Moves, wohlwissend über das Fazit meiner Kritik zu MEXICAN TRAIN.

Ich halte eine so schöne Schachtel in Händen: So blau, so plakativ, so spartanisch. Die Rückseite so luftig. Die drei Absätze und die Zwischenüberschrift unter dem obligaten Titel verlieren sich richtig auf der Schachtel. Bei Piatnik abgekupfert. Und das Cover? Toll! Drei kernige, sehr fröhliche Hotelpagen stürmen samt Koffer aus dem Aufzug. Das ganze Bild ist so unprätentiös, als wäre es einem Comic entsprungen. Oder bei alten Parker-Spielen abgeschaut. So etwas habe ich schon verdammt lange nicht mehr gesehen, ich fühle mich gleich wie 25. Das Spiel ist wie eine Zeitreise. Und natürlich ist es mir eine besondere Freude ein Relikt aus den Achtzigern zu besprechen, eines, bei dem es die ganze Zeit nur so kribbelt.

Es geht schon hochspannend zu, denn ein Würfel bestimmt den Gang der Dinge, bestimmt wie viele Etagen der Lift rauf oder runter fährt … in einer Aussparung im großen, blauen und ebenso sparsam illustrierten Plan. Rechts und links vom Lift liegen die Koffer. Da juckt der Würfelarm. Was wird der Würfel zeigen? Augen oder Koffer. Besser Augen, dann geht es hoffentlich in eine Etage mit eigenem Koffer. In einigen Etagen gibt’s einen Bonus, man darf sogar nochmal würfeln. Neuer Wurf, neuer Koffer! Vielleicht!? Passen ja nur drei rein. Wenn der Lift schon voll ist, fliegt ein Koffer raus, natürlich nicht meiner. Und sollte ich tatsächlich mal drei eigene Koffer in den Lift bekommen, geht es gleich abwärts zur Rezeption. Zum Ausladen. Dann fehlen mir nur noch zwei Koffer, denn fünf Koffer bringen einen Trinkgeldchip, und fünf Chips den Sieg. Und was ist mit dem Koffer auf dem Würfel? Dann muss der Lift direkt runter zu Rezeption, begib dich direkt dort hin, halte in keiner anderen Etage, stecke keinen eigenen Koffer in den Lift … Herrlich, wenn gerade nur fremde Koffer abwärts fahren.

Der Aufzug fährt rauf und runter, auf und ab, hoch und hinab, man würfelt, würfelt, würfelt. Und bald schon kribbelt es noch doller. Alle meine Mitspieler erfasste diese Unruhe. Wann ist das Spiel endlich zu Ende? Wann ist Schluss? Wann Feierabend? Wir sind heutzutage wirklich Besseres gewöhnt. Deshalb sitzen alle auf einem hohen Ross und peitschen auf HOTEL CHECKOUT ein. Recht so …

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