Natürlich kann man seine Steinzeitler hungern lassen. Die merken ja nix, sind ja aus Holz. Nur die 10 Minuspunkte pro Runde müssen die Hungerleider natürlich reinholen. Das machen sie am besten, wenn sie sich stark vermehren und das Spiel in die Länge ziehen. Die vielen Mannen holen erst dann die Minuspunkte wieder auf, wenn sie lange mitspielen und Punkte machen.
Und genau da grätscht der Homo Sapiens ein. Sollen doch die Neanderthaler ihre Mangelwirtschaft betreiben. Während der Hungerleider zwei Figuren zum Kinderkriegen ins Dorf steckt, schickt man seine Leute schuften. Im Wald, in der Lehmgrube, im Steinbruch oder im Goldfluss. Dort gilt jeweils: So viele Steinzeitler, so viele Würfel. Da kann man sein Glück in die Hand nehmen, nur der Teiler erschwert die Sache. Für Würfelaugen geteilt durch drei gibt’s Hölzer, für Würfelaugen geteilt durch sechs das schwer zu beschaffende Gold. Auf der Jagd ist der Teiler zwei. Aber ohne ausreichendes Glück kommt man nicht an genügend Nahrung. Die Steinzeit ist hart.
Mit den Rohstoffen baut man Hütten, am besten solche, deren Wert man massiv beeinflussen kann ... bestenfalls liegen diese Hütten alle im selben Stapel. Ist einer der vier Hüttenstapel aufgebracht, ist das Spiel zu Ende. Und ein schnelles Ende ist gut für den Homo Sapiens.
STONE AGE ist schon ein tolles Spiel, bei dem viel möglich, aber auch viel scheitern kann. Die Würfel haben keinen geringen Einfluss auf Sieg oder Niederlage. „Und? Ist mein Stamm gut aufgestellt?“ fragt sich vielleicht ein doppelter Sapiens, der gerade genüsslich dieses Spiel spielt. Im Dorf verschafft man sich nachhaltige Nahrung oder auch Werkzeuge, mit denen man Würfelergebnisse verbessern kann. Und dann sind da noch die Karten, die sofort Vorteile oder am Ende viele Siegpunkte bringen. Der Möglichkeiten sind viele, nur verzetteln darf man sich nicht. Und wer auf Hunger und Vermehrung spielt, muss das von Anfang an konzentriert angehen und dann darauf hoffen, dass niemand auf ein schnelles Ende spielt. Alles ist situations- und mitspielerabhängig. Optimieren sie sich zu Tode? Oder gelangen sie tatsächlich an passende Karten, die ihre Punkte vervielfachen?
Schade, dass wir diese spannende Steinzeit schon lange hinter uns gelassen haben. STONE AGE ist gar nicht so unterentwickelt und mühsam, wie man es von der Steinzeit denkt. Homo Sapiens hat es weit gebracht, viel weiter als der hungernde Neanderthaler. Und das Spielen hat daran keinen geringen Anteil. Nur über eins ärgert man sich dann doch. Die Schachtel geht nicht mehr zu. Schuld daran hat der Würfelbecher. Das Spiel ist einfach zu gut ausgestattet.
Wolfgang Friebe
STONE AGE von Michael Tummelshofer für 2 bis 4 Personen, Hans im Glück 2008
Der Autor, auf der Straße mit versteckter Kamera aufgenommen:
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