Nach Essen scheinen viel zu viele Spieler im Regen zu stehen, jedenfalls was die Spielregeln angeht. Da wird in den einschlägigen Foren Regelfrage um Regelfrage gestellt. War das eigentlich immer schon so? Ober bin ich nur einem falschen Eindruck aufgesessen? Als ich neulich in einem Forum die letzten 60 (90) Tage nach Regelfragen durchsucht habe, waren es 856 (986) Fragen und Antworten, davon gut 131 (149) echte Fragen, die meisten davon zu Neuheiten aus Essen. Das ist schon eine stolze Anzahl.
Sind wir Spieler zu doof, um die Regeln richtig zu lesen? Oder sind die Verlage etwa so schlechte Regelschreiber, dass wir einfach nicht anders können, als Unseresgleichen um Rat zu bitten? Wer die Frageliste (Suche nach [RF] -Re für die letzten 90 Tage) durchgeht, stößt tatsächlich auf viele Regelfragen zu Spielen aus kleineren Verlagen. Was heißt das? Sind deren Regeln längst nicht so ausgereift, wie die Regeln aus Verlagen, die festangestellte, erfahrene Redakteure haben?
So eindeutig will ich das gar nicht beantworten, kann ich schlichtweg auch nicht. Ich käme allerdings nie auf die Idee, eine Regelfrage in einem Forum zu posten, weil sich fast immer in meiner Spielerunde eine Lösung findet. Wir sind durchaus in der Lage, Regelfragen so oder so zu klären bzw. einfach darüber zu entscheiden, was für uns richtig ist. Wir sind die Herren über das Spiel und trauen uns durchaus eine Entscheidung zu. Dass wir da manchmal schön daneben liegen können, zeigte unsere Regelinterpretation von SNOWDONIA von Lookout bzw. Surprised Stare. Auch Profis können sich irren.
Und außerdem haben wir schon gespielt, als man weder ein Forum noch Google nach einer Regelfrage hätte fragen können. Wir hatten einzig Peter Eggerts Privatnummer, damit wir Fragen zu Eggertspielen stellen konnten. Was ja wohl damals besonders nötig gewesen sein muss … Wir Montagsspieler haben ihn tatsächlich auch ein einziges Mal angerufen. Und manchmal hilft es sowieso, selbst Grips zu beweisen oder sich gleich an den fraglichen Verlag zu wenden. Wie's aussieht, siegt aber doch bei einigen die Faulheit. Eine Frage ans Forum ist viel bequemer, weil sich meistens relativ zeitnah ein guter Geist erbarmt. Man muss nur damit leben können, zwei oder noch mehr unterschiedliche Antworten zu bekommen.
Den Verlag anschreiben? Ernsthaft? Wer macht denn heute noch sowas... Am besten noch per Post :) ? Gut, ich unterstelle mal per Mail oder über ein Formular auf der Seite des Verlages. Ist aber auch Mist.
AntwortenLöschenZum einen landet meine Mail dann vermutlich erstmal irgendwo im Vorzimmer oder wo auch immer, und wenn grade Wochenende ist, kann ich erst mal 2 Tage warten, bis die Mail überhaupt zum ersten Mal gelesen wird, dann an den nächsten weitergeleitet wird, der aber grade Urlaub hat und so weiter...
Und wenn ich dann irgendwann mal ne Antwort bekomme, ist genau einer Person damit geholfen: Mir selber. Der nächste Spieler kann das ganze Prozedere dann wieder von vorne in Gang setzen, bis der Verlag vielleicht irgendwann mal ein FAQ zu dem Spiel auf seiner Seite postet...
Wenn ich hingegen in einem Forum poste, kriege ich - zumindest auf Boardgamegeek - meist innerhalb von wenigen Minuten erste fundierte Antworten, mitunter sogar vom Designer persönlich oder eben doch von Verlagsmitarbeitern. Meistens ist ein eigenes Posten aber gar nicht nötig, weil schon vorher jemand die Frage gestellt hat. Zumindest auf Boardgamegeek lässt sich sowas auch für spätere Nachleser relativ leicht finden (anders in dem technisch doch stark antiquitierten Spielbox-Forum...).
Und Faulheit oder fehlender Grips? Das dann doch wohl eher auf Seiten der Redaktion. Ich wundere mich immer wieder, wie vollkommen offensichtliche Fragestellungen in den Regeln einfach nicht behandelt werden. Klar gibt es bei den Fragen in Forum auch immer mal wieder welche, die eigentlich bei genauerem Regelstudium nicht notwendig gewesen wären. Das sind aber meiner Einschätzung nach eher Einzelfälle, die meisten Regelfragen scheinen mir doch eine Berechtigung zu haben, weil Dinge in der Regel entweder unklar oder überhaupt nicht behandelt wurden.
Und von den Spielern dann eigenintiatives Regelinterpretieren zu erwarten, halte ich auch für falsch. Von einem Spiel erwarte ich, dass es mich flüßig und ohne große Unterbrechungen ein zwei Stunden unterhält. Wenn der Spielfluss dann durch dauernde Regeldiskussionen unterbrochen wird, die sich anhand der Anleitung nicht klären lassen, dann ist das Produkt für mich in dieser Hinsicht mangelbehaftet, da es nicht einwandfrei funktioniert.
So ;)
Du hast natürlich recht, dass Antworten auf Regelfragen an einschlägigen Stellen allen hilft, die dieselbe Frage später auch nochmal haben. Aber nur dann, wenn sie von diesen Fragern auch finden und nicht wieder neu stellen. Nur ist mir dieses Jahr halt extrem aufgefallen, wie viele Regelfragen aktuell nach Essen gestellt wurden und werden. Und manche sind wirklich Banane.
LöschenNatürlich erwarte ich von einem Spiel, dass die Regeln wasserdicht sind. Und eigentlich hatte ich mit meinen letzten Spielen - außer bei Snowdonia, Das Ältere Zeichen und zuletzt bei StillePost-Extrem - keine Regelfragen. Selbst bei Feudalherren - auch so ein Regelfragenkandidat - hatte ich keine Probleme. Wenn es Regelfragen gibt, wird kurz diskutiert und dann weiter gespielt. Ich setzte mich während der Partie nicht hin, und schaue im Netz nach. Das mache ich vielleicht später, wenn die Lösung größere Diskussionen auslöste und natürlich dann, wenn jemand möglicherweise unverdient gewonnen hat ;-)
Was aber immer wieder nervig ist, wenn andere Spieler in den Foren dieselbe Regelfrage neu stellen statt mal selbst zu recherchieren oder mit gesundem Menschenverstand an die Sache ranzugehen. Und noch viel nerviger sind völlig abseitige wortklauberische Regelauslegungen, die offensichtlich auf willentlichen Missinterpretationen beruhen. Aber wer weiß schon (außer dem Autor und seinem Redakteuer), ob man nicht selbst einer falschen Fährte folgt.
Auch so ;-)
Moin,
AntwortenLöschenich denke, daß zumindest in den BGG-Foren eine gewisse Bequemlichkeit oder Trägheit zu Tage tritt. Oft wird dort mit der Seitenzahl der überlesenen Orginalregel geantwortet.
Ein Spiel erklärt zu bekommen ist doch einfacher, als es sich selbst zu erarbeiten.
Spielgruppen sollten sich oft mit Hausregeln behelfen können.
Will ich lieber spielen oder lieber argumentieren (besserwissen) ist auch eine Kernfrage ;-)
Die Redaktionsarbeit ist m.E. allgemein hierzulande viel besser geworden, was allerdings leider manche Regel aufbläht (um auch jeden Sonderfall zu beinhalten). Oft sehr enttäuschend sind die begleitenden "Autorenzeilen" eines Prototypen - von einigen Neu- und Altautoren. Da ist dann auch leicht ein eingespieltes Redaktionsteam überfordert. Auch an ausgiebigem Spieltesten in mehreren Kreisen scheint man manches Mal von Autorenseite keinen gesteigerten Wert vor dem Einreichen zu legen. "Das ist doch Sache des Verlages" und "Sie haben aber nun schon 2 Wochen mein Spiel und Sie haben sich noch nicht gemeldet."
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