Manche Spiele brauchen ihre Zeit … so oder so. 2013 habe ich noch keine Gedanken an OMERTÀ verschwendet. 2014 aber hab‘ ich während der Messe in Essen Freunden bei einer Partie über die Schulter geschaut … und dann tatsächlich auch gekauft. Trotzdem blieb OMERTÀ lange im Regal liegen. Hat es sich so gut im Stapel der Neuzugänge versteckt? Fehlte die richtige Spielrunde? Hat mich das Material nicht angesprochen?
Alles Gründe, wobei die alle reichlich unfair sind. Deshalb ist OMERTÀ dann doch mitgefahren, denn im Osterurlaub – das ist mittlerweile klar wie Kloßbrühe – wollen, nein müssen wir Großgruppenspiele spielen … zwei Familien plus Gäste, gerne in wechselnder Besetzung und immer mit den Kindern. Die werden schließlich immer älter. Ein Mafia-Spiel mit Action könnte also was sein.
Dann also OMERTÀ, dessen Optik mich nicht wirklich anspricht. Zu viele Striche verderben die Bilder, zu labbrige Karten mit zu kleinem Text das Handling. Da wär’ doch mehr gegangen …
Bei OMERTÀ zählt das Geld, denn wer mehr zahlen muss, als er hat, ist raus. Nicht tot, aber nur noch Zuschauer. Das ist gerade bei frühem Ausscheiden ein starkes Manko, sorgt für Frust. Und das Ausscheiden ist allgegenwärtig, denn Mafiosi agieren manchmal willkürlich und gnadenlos.
Geld ist fast alles, aber eben auch der nötige Überblick, insbesondere zu erkennen, wer mit wem in derselben Familie ist, sich deshalb gegenseitig unterstützen sollte. Das herauszufinden ist Pflicht, denn sonst regiert wirklich nur Zufall oder Willkür das Spiel. Also versucht man zu bestechen. Ob man aber mit Geld herausfinden wird, wer zu wem gehört? Eher nicht, aber später sind Bestechungen ein probates Mittel, klammen Familienmitgliedern wieder zu mehr Flüssigem zu verhelfen.
gut für die eigene Familie |
hilfreiche Abwehrkarten kommen auf den eigenen Stapel |
OMERTÀ ist ein Hauen und Stechen, bestenfalls systematisch, normalerweise eher ein chaotisches Durcheinander, mitunter bösartig willkürlich. So was muss man mögen, zumindest aber lange Arme haben, um auch entfernt sitzenden Mitspielern weiße Karten zuspielen zu können. Und auch Sitzfleisch muss man mitbringen, egal ob man noch mitspielt oder bereits ausgeschieden ist. Jedenfalls mit mehr als fünf oder sechs Mitspielern.
ganz böse Karten, gut gegen andere Clans |
Theoretisch ist OMERTÀ interessant oder könnte es sein, wenn man immer in derselben Spielrunde spielt, alle alle Karten kennen und wissen, wie welche Karten wirken. Ganz böse ist übrigens die „Erpressung.“ In der Praxis ist OMERTÀ eine Herausforderung … bei ziemlich kleiner Schrift. Das Spiel wird eher scheitern, spätestens dann, wenn sich noch drei Überlebende lange beharken, und der Rest der Bande dazu lange Gesichter macht. Muss nicht immer so sein. Leider wird die schönste Theorie von grauer Praxis zu oft überrollt. Nee, OMERTÀ schafft es nicht, die Urlaubs-Großspielrunde zu überzeugen.
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