Grüße von Anjin-San
Das Thema weckt sofort Erinnerungen. Ganz bestimmte „Bilder“ kommen hoch: Die aus James Clavells Roman Shogun. Noch bevor ich das Buch gelesen habe, hab’ ich natürlich die TV-Serie gesehen. War zu Beginn der 80er. Mittendrin der Bartträger und Langnase Anjin-San, englischer Seefahrer und Anfang des 17. Jahrhunderts in Japan gestrandet. Noch heute frage ich mich, wie die Japaner mit all den politischen Ränkespielen, mit Mord und Totschlag leben konnten. Ganz schön brutal damals. Und wie soll ich heute halbwegs erfolgreich YEDO überstehen?
Lange hab’ ich kein Spiel mehr gespielt, bei dem es so direkt zur Sache geht, ich mich sehr den Launen der Mitspieler oder des Schicksals ausgeliefert fühle. Alles ganz böse Intrigen! Wenigstens darf ich auch ganz fies sein. Hui … Ist das überhaupt ein Spiel für Sie? Bei den weichgespülten Eurogames der letzten Jahre …, die doch nur selten direkte Konkurrenz oder echtes Hauen und Stechen erlauben. YEDO ist, was das Aggressionspotenzial angeht, schon eine echte Zumutung. Bin ich gar nicht mehr gewöhnt. Gerade an Demut mangelt es mir. Ich will’s einfach nicht hinnehmen, dass eine Zufallskarte oder ein maliziös lächelnder Mitspieler meine Pläne durchkreuzt. Wie war das noch im alten Japan? Was hat Anjin-San alles mitmachen müssen? Ich hab’ da noch eine schöne Ereigniskarte … für den rechten Moment. Wart's nur ab! Die Rache ist mein. Jetzt oder in der nächsten Partie.
Und wie schütze ich mich vor Fehlern? Es sind schon eine Menge Details zu beachten, da kommt man schnell mal in Verdrückung. Sicher passt immer ein achtsamer Mitspieler auf, greift lautstark ein, wenn jemand Einkommen für einen Palastausbau verlangt, den er gar nicht besitzt. Da kann der Delinquent noch soviel lamentieren, dass die Symbole ja so klein oder die Ausbauten so schwer zu unterscheiden sind. Da wird mit der Hand auf den Tisch geklopft. Nur nicht zu fest, falls da noch ein Ring im Spiel sein sollte. So wie bei meiner Mitspielerin. Blöd, dass der Tisch ebenso wie der Ring aus Glas besteht. Da macht es „Peng!“ und der Ring zersplittert. Na wenigstens war nicht nur der Gegenspieler beeindruckt.
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