Das altbekannte Phänomen in Essen: Gewisse Verlagsstände sind umlagert, lange Schlangen bilden sich davor. Ganz besonders natürlich kurz nach der Öffnung der Messe am Donnerstagmorgen. Der Stand von Japon Brand entwickelte sich in den letzten Jahren zu so einem Magneten ebenso wie John Bohrer, wenn er um Schlag Zwölf seine Miniserien verkauft. Und wer rechtzeitig da ist, ergattert noch eines der Spiele, die als Statussymbole der Szene gelten. Ich hab's, du nicht! Als Sammler kann man sie stolz vorzeigen, als Spekulant gewinnbringend sofort bei ebay verticken. Und viele Spieler sind aus ähnlichen Gründen die ersten beiden Tage der Messe nur damit beschäftigt, all' die Spiele abzuholen, die sie gekickstartet, spielegeschmiedet und vorbestellt haben. Und dann sind da noch all die anderen Spiele, die man unbedingt noch kaufen oder spielen muss. Man darf ja nix verpassen, deshalb erst kaufen, dann spielen.
Und deshalb grämt sich, wer zusehen muss, wie der Jäger des verlorenen Schatzes vor ihm in der Schlange das letzte, wirklich allerletzte Exemplar eines x-beliebigen Japon Brand Spiels kauft. Nur eine Position weiter vorne in der Schlange und man wäre selbst der glückliche Käufer gewesen. Nächstes Mal besser schon Mittwoch auf die Messe, sich mit 'nem Karton unterm Arm in die Messe einschleichen.
Ist eigentlich klar, dass man nur Statussymbolen hinterher rennt? Spiele, die man haben muss, sind doch die, die in eigenen Spielkreisen gut ankommen. Oft sind das nicht die Spiele, die hinter Glas aufgebahrt werden, weil sie so unheimlich wertvoll und selten sind. Raus auf den Spieltisch dürfen solche Statussymbole allerhöchstens dann, wenn jeder der Runde ehrfürchtig und vor allem vorsichtig mit ihnen umzugehen weiß, sich zu Stillschweigen für den Fall verpflichtet, dass sie nix taugen. Schlechte Spiele, auch wenn sie selten sind, fallen nicht nur im Ansehen rapide.
Und nächstes Jahr geht in Essen der ganze Zirkus wieder von vorne los. Dumm auch, wenn dann für die letztjährigen Statussymbole deutsche Neuauflagen in besserer Ausstattung und zu einem besseren Preis erscheinen. Warum haben Sie nur so viel Geld für ein Spiel aus Japan ausgegeben?
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