Das Piatniksche TEUFEL NOCHMAL! datiert aus 1987. Damals habe ich noch nichts über Spiele geschrieben, sondern einfach nur gespielt, fast jeden Mittwoch im „Forum Frieden.“ Diese Bildungseinrichung ist aus einer Beratungsstelle für Kriegsdienstverweigerer entstanden, hatte seine Wurzeln in der linksalternativen Münsteraner Szene und war stark studentisch geprägt. „Forum Frieden“ gibt es schon lange nicht mehr. Immerhin ist das „Forum Frieden“ ein wichtiger Meilenstein meiner Spieleleidenschaft. Ich bin später sogar selbst als „Leiter“ aktiv geworden.
Im Kurs wurden nicht nur Neuheit um Neuheit gespielt, sondern auch private Bande geknüpft. Nicht verwunderlich also, dass daraus enge Freundschaften und sogar einige Ehen hervor gegangen sind.
Die Spiele für den Kurs stammten damals zunächst fast ausschließlich aus dem Fundus des L'hippopotame – Hippo genannt. Dieser alternative Spielwaren- und Buchladen im 1.OG in der Ludgeristraße 54 ist ebenfalls längst Geschichte. Für damalige Verhältnisse hatte der Laden eine überragende Auswahl an Brett- und Kartenspielen, die der erste Kursleiter Jochen Kemper ins „Forum Frieden“ mitbrachte. Wir mussten ihn nur ein bisschen überzeugen, nicht immer nur kooperative oder alternative Spiele mitzubringen. Ich sag' nur Ökotopia, das war damals hoch im Kurs. Über das Angebot von Hippo bin ich auch an TEUFEL NOCHMAL! von Piatnik gekommen. Und weil ich damals noch keine Rezensionen geschrieben habe, gibt’s hier und jetzt nur eine aktuelle Rezension. Ich habe das Spiel damals sehr gemocht.
Tom Schoeps: TEUFEL NOCHMAL! für 3 bis 4 Spieler ab 8 Jahren bei Piatnik 1987
Thema: Das gute alte Kasperltheater mit mehreren Kasperln, Greteln, Krokodilen und drei allmächtigen Teufeln.
Optik: Schachtel bescheiden, Kartengrafik dito, beides wenigstens schön zeitgeistig. Und die Kartenrückseiten erst, wie ganz normale Spielkarten von damals. Piatnik kann eben Karten, zumindest deren Rückseiten.
Mechanik: TEUFEL NOCHMAL! ist ein Stichspiel. Gretel schlägt Kasper schlägt Krokodil schlägt Gretel … Und die Teufel? Schlagen alles, sogar zuvor gespielte Teufel. Und der Kniff? Erstens die sehr unterschiedliche Anzahl der vier Kartensorten. Und zweitens? Ergatterte Krokodile zählen mit sich selbst malgenommen Minuspunkte, wobei „schwarze“ und „weiße“ Krokodile getrennt abgerechnet werden. Schon alles?! Nee, es geht auch um Pluspunkte. Um jeden Stich wird verdeckt geboten – mit Chips in den Werten 0, 1, 4 und 7. Davon hat jeder Spieler zwei pro Wert.
Fazit: Wer das Spiel nicht beherrscht, macht viel mehr Minus- als Pluspunkte. Krokodile anzuspielen ist tödlich, weil weitere Krokodile untergeschoben werden. Das passiert auch beim Anspielen mit einem Kasper, denn der sticht jedes Krokodil, folglich wandern wieder Krokodile in den Stich. Und in die ersten Stiche legt fast niemand hohe Chips, man kassiert mehr Minus- als Pluspunkte. Ganz schön tricky. Das sicherste Anspiel erfolgt mit einer Gretel, aber bekommt man den Stich auch nach Hause? Eher nicht ...
Ranking: Alles sehr eigenwillig ... TEUFEL NOCHMAL! Hätte dieses Spiel heute noch Chancen … wenn man die redaktionellen Schwächen beseitigt? Es fehlen besonders die Angaben auf den Karten, wie viele Greteln, Kasperln, Teufel, schwarze und weiß Krokodile vorhanden sind.
Mein Kopf sagt: Zu viel Staub angesetzt, weil das Spiel sehr anders ist und das Thema altbacken wirkt. Wer erwartet schon bei einer Kinderspielthematik so ein hintergründig verzwicktes Kartenspiel? Es ist viel zu undurchsichtig, unberechenbar. Und manchmal ist es sogar richtig gemein.
Und was sagt mein Bauch? Schade eigentlich, aber früher war doch nicht alles besser. TEUFEL NOCHMAL! bleibt im Depot, kommt aber nicht wieder auf den Spieltisch. Es hat doch den Bonus einer alten Liebe.
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