Mittwoch, 12. November 2003

Rezension: Labyrinth von Steffen-Spiele "geht"

Selbst zu verpacken

Sooo geht das nicht! Sich in die hinterste Ecke der Halle verkriechen und klammheimlich so schöne Spiele anbieten. Und dann noch ein riesengroßes ... ohne Schachtel! Das gehört verboten, ist wider den Sammlermarkt. Wie soll ich denn dieses Spiel lagern. Etwa aufgebaut?! Soll ich es mir gar an die Wand hängen? Mein lieber Herr Mühlhäuser, statt Löcher zum Aufhängen zu bohren, hätten Sie sich besser um vernünftigen Staubschutz kümmern sollen. Wissen Sie nicht um die Gefahr? Staub, der sich in die Maserung des Holzes frist, Staub, der am Spielmaterial klebt, Staub, der in meine Lunge gelangt. Unverantwortlich! Dabei wäre die Lösung doch so naheliegend: Frischhaltefolie passt sich an, schützt vor Staub und gibt es in jedem Haushalt. Warum sonst hätte Jens Kappe sein RAILROAD DICE in Frischhaltefolie eingeschlagen?

Jetzt, wo die Lösung für dieses essentielle Problem auf dem Tisch liegt, kann ich endlich unbefangen LABYRINTH spielen. Ich liebe Labyrinthe, kann keines auslassen. Aus Mais, aus Lebensbäumen, aus Buchenhecken, aus Holz. Dies hier ist aus Holz. Unglaublich gut gemacht, dazu noch variabel. Eckige – nennen wir die Teile der Einfachheit halber – Holzdübel werden um 45 Grad gedreht und passgenau in die ausgefrästen Löcher des orthogonalen Rasters gesteckt. Das Brett sieht aus, als wär’s für Fakire gemacht, aber die Vorbereitungen sind noch nicht abgeschlossen. Zwischen diese Stifte passen die Wände, es sind kleine Mäuerchen, die an den Enden Riefen habe. So passt alles prima zusammen, ein Mäuerchen passt immer genau zwischen zwei Stifte, wird von den Stiften sicher gehalten.

Außen herum wird die Mauer geschlossen, innen bauen wir gemeinsam am Labyrinth. Es dürfen nur keine Sackgassen entstehen. Steht das LABYRINTH, öffnet jeder an seiner Seite eine Tür und gibt seine Kinder in die Hand des linken Nachbarn. Der sucht für Ihr Kind – Sie müssen die Mutterrolle übernehmen – eine schöne, am besten weit entfernte Stelle. Dort abgestellt harrt es der Erweckung – durch die Mutter. Abholen und wieder aus Ihrem Ausgang hinaus bringen, das ist das Ziel – und zwar für alle drei Kinder. Immer wenn eines raus ist, platziert Ihr Nachbar ein neues Kind im LABYRINTH.

Das LABYRINTH ist nicht fix, Sie können Wände wie Türen öffnen, allerdings nur zu Beginn Ihres Zuges und auch nur genau eine Wand. Dann schicken Sie den Mutterstein ins LABYRINTH, einmal kann die Figur abknicken, läuft ansonsten immer geradeaus. Die Mutter muss zum Kind, die Kinder müssen raus aus dem LABYRINTH; aber Kinder bewegen sich erst, nachdem die Mutter sie wach geküsst hat.

Bis dahin wird blockiert und gedrängelt. Mütter können sich gegenseitig verschieben, was immer dann passieren wird, wenn mal wieder eine im Weg steht. Kinder können Mütter nicht verschieben, dass gehört sich ja auch nicht. Türen werden so geöffnet, dass im Gang nebenan Sackgassen entstehen. Wer keine Tür öffnet oder seine Figur ohne abzuknicken bewegt, kann sparen. Gesparte Züge können später eingesetzt werden. Wie viele Züge man gespart hat, offenbart das Sparschwein. Das ist ein Stein, der an der Außenwand entlang läuft. Maximal sieben Züge können aufgespart werden, länger ist die Außenmauer auf Ihrer Seite nicht!

Hab‘ ich Sie jetzt erwischt? ... beim Lesen des letzten Absatzes? Lassen Sie’s doch, machen Sie sich die Mühe und lesen Sie diese Kritik ganz und am besten zwischen den Zeilen. An dieser Stelle erfahren Sie nix, außer Sie haben schon hinten in der Notentabelle nachgeschlagen. Wie, keine Note für dieses Spiel? Stimmt, ich vergaß, diese Ausgabe beinhaltet ja den Messebericht. Da gibt’s gar keine Noten. Na, dann müssen Sie wohl doch den ganzen Text lesen. Übrigens, die große Holzversion ist ausverkauft. Vor Weihnachten gibt’s aber noch eine neue Version, kleiner und deutlich günstiger. Nur 29,50 Euro ...

Wolfgang Friebbe

LABYRINTH von Steffen Mühlhäuser für 2-4 Personen, Steffen-Spiele, Zum Spielplatz 1, 56288 Krastel

Zuerst veröffentlicht in der Fairplay

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