Dienstag, 16. April 2013

Rezension: La Boca von Kosmos

Inka und Markus Brand: LA BOCA für 3 bis 6 Spieler mit Illustrationen von Franz Vohwinkel bei Kosmos 2013

Thema: Immer zwei Spieler bauen gemeinsam, aber gleichzeitig an einem kleinen Ensemble aus verschiedenfarbigen Klötzen. Soll dann so aussehen wie in LA BOCA, einem Viertel von Buenos Aires mit strahlend bunt zusammengewürfelten Häusern.
Optik: Bunte Klötze in drei Größen, ein kleines blaues und ein großes rotes L. Alles zweckmäßig und auch schön, die Schachtel ist beides: Spielfeld und perfekter Unterschlupf fürs Spielmaterial.
Mechanik: Der blaue Nivea-Timer wird angeworfen, beide Hausbauer stapeln die Klötze nach Bauplan. Sie sehen aber nur ihre jeweilige Gebäudefront auf einer Karte zwischen ihnen, die in der Schachtel steckt.
Schon geht’s los, aber wo genau gehören die Teile hin, die man selbst nicht oder nur teilweise sieht? Erst wird natürlich wild drauflos gebaut, dann gemeinsam über die richtige Anordnung gesprochen. Wenn's nicht so gut läuft, rühren vier Hände die Bauklötze nur kräftig durcheinander. Ohne Absprache dauert es einfach zu lange. Und? Ist das Ensemble wirklich ohne Lücken und Überstände? Die Bauordnung von LA BOCA lässt solche Sünden nicht zu, sowas ist absolut verboten! Manchmal scheint die Lösung schnell möglich, aber nur wenn man pfuscht. Und da seien die Mitspieler vor, die sind strenger als jede deutsche Bauaufsicht.
Fazit: Wer sich allzu schnell aufregt, dass es mit diesem oder jenem Baupartner nicht schnell genug geht, kann sich trösten. Jeder muss mal mit jedem zusammen antreten, das sorgt schon für den gewissen Ausgleich, auch zwischen Kindern und Erwachsenen. Kinder sollte man bei LA BOCA allerdings nicht unterschätzen, haben sogar oft den besseren Blick.
Und schnell muss es gehen, denn für schnelles Bauen und noch schnelleres Stoppen des Timers gibt’s viele Punkte. Kein Wunder also, dass es hektisch, wuselig, aufregend wird. Wer es richtig anspruchsvoll will, nimmt das große rote L dazu. Das Ding ist schon ziemlich sperrig. Wo passt es nur hin?!
Listenfaktor: Natürlich hoch, sofern die Jury es „sieht“, den richtigen Plan hat. An so einem Hektik-Spiel scheiden sich wie immer die Geister: In die, bei denen die Auge-Hand-Koordination reibungslos klappt, und in die, die planlos bleiben. Natürlich sehe ich alles, bin schließlich beruflich vorgeprägt. Was habe ich früher nicht alles für Dreiseitenprojektionen und Durchdringungen gezeichnet, noch von Hand mit Tusche auf Transparentpapier. Das hilft noch immer, ist aber längst nicht alles, denn bei LA BOCA klappt ohne gute Kooperation nur wenig. Wer will schon vierhändig nichts als Chaos verbreiten?


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