Mittwoch, 29. Februar 2012

Das Ende aller asymmetrischen Spiele

Für jeden Autor ist es ein Wagnis, asymmetrische Spiele zu schaffen. Unterschiedliche Ausgangslagen, unterschiedliche Möglichkeiten erschweren die Balance des Spiels. Besonders heute wird jeder Fehler in der Balance sofort deutlich, weil wir Spieler untereinander einfach zu gut vernetzt sind. Das Internet macht es möglich. Und wenn dann einer tatsächlich eine Gewinnstrategie gefunden, dem Spiel sein Rückgrat gebrochen hat, wird niemand es heute nicht mehr mitbekommen.
Genau dieses Schicksal ist Martin Wallace widerfahren. Sein A FEW ACRES OF SNOW ist mit dem „Halifax Hammer“ eins über die Rübe gezogen worden. Der „britische“ Spieler setzt auf ein ganz schlankes militärisch geprägtes Deck, steht dann irgendwann vor Montreal und erobert die Stadt. Schluss, Aus, Ende. Ob das immer gelingt? Reicht nicht schon die Option, das Spiel so zu knacken?
In meiner Rezension des Spiels in der Fairplay 97 habe ich diesen Braten noch nicht wirklich gerochen, aber die Erfahrung mit solchen Spielen rät zur Vorsicht. Dennoch war ich ein bisschen zu voreilig: „Dass ihm dabei – nach meinem jetzigen Dafürhalten – trotz aller Ungleichheiten und asymmetrischer Ausgangslage ein ausgewogenes Spiel mit Chancen für beide Seiten gelungen ist, zeigt sein ganzes Können.“ Tja, hätte ich nur das Spiel vor der Rezension intensiver spielen können. Aber zu der Zeit gab es noch keine Möglichkeit, A FEW ACRES OF SNOW online auf Yucata.de zu spielen, gegen andere als meine üblichen Mitspieler anzutreten. Schon gar nicht gegen out4blood, der schon zweihundert Partien abgerissen hat. Damit wird dann auch klar, wie man seine Strategie verfeinern kann. Aber macht es dann auch noch Spaß?
So bleiben asymmetrische Spiele nicht nur für Spieleautoren gefährlich, sondern auch für mich als Spielekritiker. Abgesehen davon finde ich A FEW ACRES OF SNOW immer noch allererste Sahne. Mittlerweile gibt es auch für die zweite Auflage ein Regelupdate. Die von mir als „Franzose“ gerne gespielte Guerillataktik, mit Indianerüberfällen das Leben des „Briten“ zu erschweren, wird stärker und schafft hoffentlich einen Ausgleich. Immerhin ist dem Spiel nicht dauerhaft das Rückgrat gebrochen worden.

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